Seit zehn Jahren ist der österreichische Baukonzern PORR über sein Tochterunternehmen PNC in Norwegen aktiv. Jetzt steht fest: PORR wird sich aus dem norwegischen Markt zurückziehen. Ein Verkauf der PNC ist nicht ausgeschlossen.

Norwegens längste Eisenbahnbrücke, die Minnevika brua, wurde im Oktober 2023 für den Verkehr freigegeben. Bild: Tom Ola Thorvaldsen, Bane NOR

Der Geschäftsführer von PNC Norge, Mathias Fabich, bestätigte die Entscheidung durch die PORR-Gruppe. „Wir haben zwar die Entscheidung getroffen, aber PNC Norge wird noch eine Weile in Norwegen aktiv sein, denn wir haben ja noch die Bybrua in Drammen fertigzustellen. Diese soll im Laufe des Jahres 2025 übergeben werden, mit einem Projektabschluss 2026. Bis dahin liegt der Fokus bei PNC Norge darauf, allen Verpflichtungen nachzukommen, und das in guter Zusammenarbeit mit der Gemeinde Drammen und den übrigen Kooperationspartnern‟, schreibt Fabich in einer E-Mail an das norwegische Branchenmagazin Byggeindustrin.

Brückensegment zu schwach

Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich PNC in Norwegen auf Brücken spezialisiert. Laut Fabich liegt der Grund für die Entscheidung, sich aus dem Markt zurückzuziehen, in einem zu schwachen Brückenbausektor.

„Für unser Unternehmen war Norwegen immer ein Projektmarkt, auf dem wir nicht unser gesamtes Produktspektrum angeboten, sondern uns fast ausschließlich auf den Brückenbau konzentriert haben. Nachdem sich die Anzahl an Projekten in diesem Segment in Norwegen erheblich reduziert hat, haben wir die strategische Entscheidung getroffen, uns zurückzuziehen‟, so Fabich.

Auf eine Rückfrage von Byggeindustrien bestätigte Fabich, dass auch die Möglichkeit eines Verkaufs der PORR-Tochter geprüft werde.

Für die Angestellten von PNC Norge gäbe es mehrere Möglichkeiten auch in der PORR-Gruppe, erklärt Fabich. „Wir haben rund 60 Mitarbeiter und stehen in engem Dialog mit ihnen. Wir haben ein Projekt bis 2026 zu liefern, dafür brauchen wir Ressourcen mit dem Wissen und den entsprechenden fachlichen Kompetenzen.‟

Zwei Gesellschaften

Der PORR-Konzern war auf dem norwegischen Markt mit den Unternehmen PNC Norge AS und PNC Norge Infrastructure NUF aktiv.

„Natürlich fällt es uns nicht leicht, uns zurückzuziehen. PNC Norge AS ist seit 2014 in Norwegen aktiv und hat in dieser Zeit eine Reihe schöner Projekte umgesetzt. Dazu gehört auch Norwegens längste Eisenbahnbrücke, die Minnevikabru für Bane NOR, und die erste unter Verwendung von BIM gebaute Brücke, die Randselva bru für Statens Vegvesen‟, so Fabich weiter in seiner Nachricht an Byggeindustrien.

Er verweist auf weitere Projekte, die PNC im Laufe der letzten zehn Jahre durchgeführt hat: „Auch auf frühere Projekte wie die Tresfjord bru, die Harpe bru, die Loftesnesbru, die Varodd bru und die Farris bru, sowie die Kläranlage Bekkelaget sind wir stolz. PNC Norge verfügt über viele hoch qualifizierte Fachleute und Funktionäre, und wir sind stolz auf das, was sie erreicht haben.‟

Die Drammen Bybru ist die einzige Brücke, die sich noch im Bau befindet. „Selbstverständlich wird sie wie geplant 2025 fertiggestellt und das Projekt in 2026 abgeschlossen. Die Entscheidung ändert auch nichts an unseren Garantieverpflichtungen aus bereits abgenommenen Projekten.‟

Wirtschaftlich schwierige Jahre

Die Wirtschaft in Norwegen war für die Österreicher eine Herausforderung, wie aus den Bilanzzahlen von PNC Norwegen hervorgeht. Im Jahr 2022 verzeichnete PNC Norge AS einen operativen Umsatz von etwas mehr als einer halben Milliarde Kronen. Das Jahr schloss mit einem Verlust von fast 40 Millionen NOK.

Im Jahr 2021 schrieb das Unternehmen fast 30 Mio. NOK Verlust, das Jahr 2020 endete mit einem Minus von fast 85 Mio. NOK.

Die PNC Infrastructure NUF erzielte 2022 mit 22,3 Mio. NOK und 2021 mit fast 18 Mio. NOK Gewinne, doch im Jahr 2020 war das Ergebnis des Unternehmens mit einem Verlust von fast 32 Mio. NOK ebenfalls negativ.

Quelle: Bygg.no

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