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Ein Bericht der Universität Aalborg dokumentiert, wie einige Arbeitgeber im dänischen Baugewerbe ausländische Arbeitnehmer, die mit den gefährlichsten Arbeiten betraut werden, grob ausbeuten.

Auf 200 Seiten beschreiben die Autoren des Forschungsberichts Migrantarbejderes arbejdsmiljø og sikkerhed i bygge- og anlægsbranchen (Gesundheit und Sicherheit von ausländischen Arbeitnehmenden im Baugewerbe), wie ausländische Arbeitskräfte immer wieder für die schmutzigsten, anstrengendsten und gefährlichsten Arbeiten eingesetzt werden.

Für Palle Bisgaard, Vorsitzender des BAT-Ausschusses für ausländische Arbeitskräfte und stellvertretender Vorsitzender der Sektion Bau in der Gewerkschaft 3F, war die Lektüre des Berichts schockierend: „Der Bericht zeichnet ein klares Bild davon, dass es in der dänischen Bauindustrie Arbeitgeber gibt, die absolut skrupellos sind. Sie nutzen alle Mittel, um die Schwächsten auszubeuten‟, sagt er.

Der von 3F und der Kooperationsgemeinschaft im Hoch-, Tief- und Holzbausektor (BAT) mitfinanzierte Bericht wurde von der Universität Aalborg veröffentlicht. Darin wird unter anderem geschätzt, dass nur einer von fünf Unfällen ausländischer Arbeitnehmer im Baugewerbe von den Arbeitgebern gemeldet wird.

Drohungen und Vertuschung

„Wir sehen auch, dass ausländische Arbeitskräfte zum Schweigen gebracht werden, wenn die schlechten Arbeitsbedingungen zu Unfällen führen. Der Bericht schätzt, dass nur in einem von fünf Fällen die Arbeitgeber Arbeitsunfälle von Ausländer:innen melden. Wenn diese sich an die Behörden wenden, riskieren sie, entlassen und in ihre Heimatländer zurückgeschickt zu werden. Das ist ein Skandal”, sagt Tonny Olsen, Vorsitzender des Arbeitsschutz-Ausschusses bei BAT und Vorsitzender der Malergewerkschaft. Und Palle Bisgaard fügt hinzu: „Die Studie bestätigt das Bild, das wir schon lange vermutet haben. Aber das Ausmaß der Diskriminierung und die Geschichten, die ans Licht kommen, sind zutiefst schockierend.‟

Arbeitsbedingungen im freien Fall

Der Bericht dokumentiert alles von der Nichtzahlung von Löhnen und Verstößen gegen das dänische Arbeitsschutzgesetz bis hin zu Gewaltandrohungen und Menschenhandel.

„Es ist unverzeihlich, dass so etwas in Dänemark passiert‟, sagt Palle Bisgaard, und Tonny Olsen ergänzt: „Die Arbeitsbedingungen befinden sich nicht mehr auf dem absteigenden Ast ‒ sie befinden sich im freien Fall. Die Probleme lassen sich nicht auf eine einzelne Branche beschränken. Die Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte findet in allen Berufen und Regionen statt.‟

Schwarze Liste der schlimmsten Arbeitgeber

BAT und 3F fordern konkrete Maßnahmen und werden die Ergebnisse des Berichts der Regierung vorlegen und einige der im Bericht vorgestellten konkreten Lösungen vorschlagen.

„Wir müssen Subunternehmerketten auf ein Glied beschränken, eine Kettenhaftung in ganz Dänemark und ein obligatorisches Ausweissystem einführen, gemischte Schichten mit ausländischen und dänischen Arbeitnehmern sicherstellen, die schlimmsten Arbeitgeber auf eine schwarze Liste setzen und vieles mehr. Einige Initiativen erfordern politisches Handeln, andere verlangen von den Arbeitgebern, dass sie sich am dänischen Modell orientieren, damit gleiche Wettbewerbsbedingungen gewährleistet sind. Wir können einfach nicht akzeptieren, dass die Probleme weiterhin ignoriert werden‟, sagt Palle Bisgaard.

Die Autoren des Berichts sind Charlotte Hooper Overgård, Magnus Jespersen, Laust Høgedahl, Trine Lund Thomsen, Lærke Busk Sørensen & Nicoline Bisgaard Møller von der Universität Aalborg.

Quelle: Dagens Byggeri

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