Die norwegische Regierung hat dem Parlament den Ausbau und die Finanzierung des ÖPP-PRojekts E10/Rv. 85 zur Entscheidung vorgelegt. Das Projekt soll einen Wert von rund 9,25 Mrd. NOK haben. Insgesamt sollen über die Laufzeit von 25 Jahren 18,3 Mrd. NOK für Bau, Betrieb und Instandhaltung eingeplant werden.

Karte mit eingezeichnetem Streckenverlauf
Der geplante Streckenverlauf der E10. Illustration: Statens Vegvesen

Verkehrsminister Knut Arild Hareide erklärte: „Wir denken, dass ein ÖPP-Projekt Innovation und neue technische Lösungen fördern kann. Dadurch bekommen wir mehr Straße für das Geld unserer Bürgerinnen und Bürger. Wir haben darüber nachgedacht, den Vertrag in mehrere Lose aufzuteilen. Doch dann haben wir uns für einen großen Vertrag entschieden. So ist die Straße schneller fertig und wird wahrscheinlich auch günstiger. Ich weiß, dass norwegische Unternehmen Interesse bekundet haben, sich am Vergabeverfahren zu beteiligen.‟

Das Projekt „Hålogalandsveien‟ beinhaltet den Bau von insgesamt 82 km zweispuriger Straße. 35 km davon werden in der heutigen Trasse gebaut, es sind 27 km Tunnel geplant und 20 km Straße in einer neuen Trasse. Außerdem schließt das Projekt einen kurzen Abschnitt der Landesstraße (Rv.) 83 von der E10 in Richtung Harstad ein. Auch der Ausbau der bestehenden E10 von Kåringen nach Kanstadbotn sei enthalten, heißt es in einer Pressemeldung des Verkehrsministeriums.

Größtes Projekt in Nord-Norwegen

Porträt des norwegischen Verkehrsministers Hareide
Knut Arild Hareide. Foto: Torbjørn Tandberg

„Hålogalandsveien ist eines der größten Verkehrsprojekte in Norwegen überhaupt. Es zeigt, dass wir in die Entwicklung der Region investieren. Wenn die neue E10 fertig ist, wird die Strecke 30 km kürzer sein und sich die Reisezeit um fast 40 Minuten verkürzt haben. Eine große Verbesserung für die Menschen und die Wirtschaft in der Region‟, so der Verkehrsminister.

Ausschreibung noch vor dem Sommer

Sollte das Parlament die Finanzierung im Frühjahr beschließen, wird das Vergabeverfahren nach Angaben der Straßenverkehrsbehörde Statens Vegvesen noch vor dem Sommer eröffnet. Bis zu drei Bieter sollen für das gigantische Projekt präqualifiziert werden.

Der Vertragsschluss könnte dann Anfang 2023 erfolgen. Eine Fertigstellung des Hålogalandsveien ist aktuell für 2029 vorgesehen.

Projektgröße umstritten

In der Branche gibt es zur Projektgröße geteilte Ansichten. Einige Akteure halten eine Aufteilung des Projekts in mehrere Verträge für sinnvoller, um den Wettbewerb für norwegische Unternehmen nicht zu beschränken.

Der Konzernleiter Ståle Rød von Skanska Norge erklärte dagegen, eine Aufteilung des Projekts würde die Ausschreibung verzögern und die Voraussetzungen für eine effiziente, ganzheitliche Projektdurchführung schwächen. Er sei außerdem nicht sicher, dass ein in mehrere Lose aufgeteiltes Projekt dem einheimischen Markt besser passen würde als der nun geplante ÖPP-Vertrag über fast 10 Mrd. NOK. „Es gibt große nationale und skandinavische Akteure, die sicher in der Lage sind, dieses Projekt zu stemmen. Ich denke an Unternehmen wie NCC, Veidekke, AF Gruppen, Implenia und Skanska‟, sagte Rød.

Øivind Larsen, Konzerndirektor von Veidekke Infrastruktur, teilt Røds Ansicht nur bedingt: „Ich stimme Ståle Røde zu, dass die Art des Baus gut zu den norwegischen Akteuren passt, doch der Vertrag ist zu groß, als dass er für uns interessant wäre. Wir finden es schade, dass Statens Vegvesen das Projekt nicht in etwas kleinere Verträge unterteilt hat. Und jetzt scheint der Zug abgefahren zu sein. Wir hoffen daher, dass bei zukünftigen Projekten anders entschieden wird.‟

Auch der Bereichsleiter Per Jonsson von NCC Infrastructure hält nichts von der Größe des Vertrags. „Es wäre gut, wenn das Projekt in mehrere Verträge aufgeteilt würde. Hålogalandsveien ist ein traditionelles Projekt, für das norwegische Akteure viel Erfahrung mitbrächten.‟

Zu groß für Implenia, AF Gruppen zurückhaltend

Der Geschäftsführer von Implenia Norge Audun Aaland sprach sich ebenfalls gegen die Projektgröße aus. Man habe zwar das Ziel, eines der führenden Unternehmen für komplexe Infrastrukturprojekte in Norwegen zu werden, und dass dies möglich sei, habe man mit dem besten Angebot im (später abgesagten) Rogfast-Vergabeverfahren und der Präqualifikation für das Projekt Sotrasambandet als einziges norwegisches Unternehmen bewiesen. „Auch Hålogalandsveien ist ein spannendes Projekt, aber wir können heute noch nichts über unsere Pläne sagen. Es ist aber definitiv zu groß, als das Implenia es allein bauen könnte.‟

Bei AF Gruppen will man zunächst abwarten, bis die endgültigen Vergabeunterlagen vorliegen. „Hålogalandsveien ist ein großes Projekt, das zum Kerngeschäft von AF Gruppen passt. Wir werden uns die Vergabeunterlagen ansehen und dann – wie immer – die Risiken abwägen. Und hierbei ist nicht immer nur die Größe ausschlaggebend‟, so Arild Moe, Konzernleiter Tiefbau bei AF Gruppen.

Quelle: Bygg.no

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