Weniger Erdarbeiten, keine Umleitungen oder Straßenumbauten und annähernd wartungsfreie Betongleise würden zu erheblichen Kostenreduzieren bei der norwegischen Bahn führen, wenn man Brückenstrecken bauen würde. Dieser Überzeugung ist der schwedische Experte Per Corshammer und verweist dabei auf andere Länder, wo dieses Konzept schon länger erfolgreich eingesetzt wird.

Bei einem Vortrag beim norwegischen Beratungsunternehmen Rambøll erläuterte er die Vorteile von Bahnstrecken auf Brücken. Der Experte, der u.a. die schwedische Regierung berät, ist überzeugt: Mit Brückenstrecken können mit den zur Verfügung stehenden Mitteln weit mehr Bahnmeter umgesetzt werden als mit konventionellen Verfahren.

In vielen Ländern würden etwa 200 km Hochgeschwindigkeitsstrecke pro Jahr gebaut; viele davon in Form von Brückenstrecken. In Schweden sind es dagegen nur 20 km pro Jahr. „Normalerweise kostet eine Hochgeschwindigkeitsstrecke 230.000 NOK (ca. 25.000 €) pro Gleismeter, in Schweden geht die Verkehrsbehörde Trafikverket von noch höheren Beträgen aus. Im Ausland können wir uns abschauen, was wir tun können, um aus dem Geld, das wir in die Eisenbahn investieren, mehr herauszuholen‟, sagte Corshammer.

Er zeigte auf, dass beim Bahnausbau vor allem Unterbau/Erdarbeiten sehr kosten- und zeitintensiv seien. „Wenn wir die Bahn stattdessen auf Brückenstrecken bauen, halbieren wir die Kosten für Vorbereitungen des Bodens, wir reduzieren den Materialverbrauch, weil wir viel schmaler bauen können, wir sparen Bauzeit, wir müssen keine Servicewege oder kreuzende Konstruktionen für Straßen und Wild einrichten, und eine Schotterbettung ist nicht mehr erforderlich.‟ Er erklärte weiter: „Mit Brückenstrecken kann die Bauzeit halbiert werden, weil man mit vorfabrizierten Brückenelementen arbeitet und die Brücke vor Ort zusammensetzt.‟

Darüber hinaus würde der Zeitaufwand weiter reduziert, weil alle eisenbahntechnischen Funktionen bereits in den Elementen vorbereitet sind, wenn diese vor Ort montiert werden.

Branche nicht flexibel genug

Auch im Hinblick auf Schäden durch Erdrutsche und Schneelasten sei dieses System zu bevorzugen. Er räumte allerdings ein, die größte Herausforderung sei die heutige Eisenbahnbranche. „Die Politiker sehen die Vorteile, aber die Branche weigert sich, etwas Neues auszuprobieren. Ich hoffe, dass sich das bald ändert‟, so Corshammer.

Der Planungsleiter der norwegischen Eisenbahnbehörde Bane Nor (früher Jernbaneverket) Lars Eide wies die Behauptung, die Branche wolle nichts Neues ausprobieren, von sich. Er schloss die Möglichkeit, in Zukunft in Norwegen Brückenstrecken zu bauen, nicht aus. „Wenn man die Kosten so stark reduzieren kann, wie Corshammer behauptet, ist das durchaus ein interessantes Konzept, das wir unbedingt weiter prüfen sollten‟, sagte Eide. Er wies aber darauf hin, dass das derzeitige Regelwerk zum Bau von Eisenbahnen einen Bau, wie Corshammer ihn empfiehlt, nicht zulassen würde. „Unser Regelwerk unterscheidet sich in einigen Punkten von dem anderer Länder; dies müsste erst geändert werden.‟ 

Auch Kathrine Gjerde, Projektleiterin bei Rambøll, wies Corshammers negativen Eindruck der Branche zurück. „Ich finde das sehr interessant. Wir müssen es wagen, in neue Richtungen zu denken und neue Arbeitsweisen auszuprobieren‟, sagte sie. Vor allem die Massenproduktion sei ein Aspekt, der erheblich zur Reduzierung der Kosten beitragen könnte. „Wenn die Projekte die richtige Größe haben, bin ich sicher, dass wir damit die Kosten senken könnten. Wie das geht, sieht man ja gerade im Hausbau, wo dies gerade erfolgreich umgesetzt wird.‟ Und ergänzt: „Massenproduktion und Standardisierung führen immer zu niedrigeren Kosten.‟

Quelle: Teknisk Ukeblad
Bild: Rambøll

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