Die Interessenvertretung der professionellen Bauherren in Dänemark wagt eine vorsichtig optimische Prognose für 2024 und macht Vorschläge, worauf die Branche im neuen Jahr achten sollte.

Die Baubranche in Dänemark startet etwas optimistischer ins neue Jahr, da die Zinssätze vorhersehbarer sind und der Markt weniger durch hohe Material- und Energiepreise, Inflation und unsichere Versorgungsleitungen gestört wird. Das sagt der dänische Bauherrenverband Bygherreforeningen, der Prognosen für das neue Jahr aufgestellt hat:

„Im Jahr 2024 bleiben die Ambitionen mit einer Pipeline von fast 140 Mrd. DKK hoch, was in etwa dem Niveau des letzten Jahres entspricht. Aber während 2023 nur 60 % der geplanten Projektsumme realisiert wurden, erwarten wir etwas bessere Zeiten, auch für den Wohnungsbau in Aarhus und Kopenhagen, der am stärksten betroffen war‟, sagt Jesper Malm, Bereichsleiter für Kommunikation und Politik.

Aus dem Bauherrenbarometer der Organisation gehe hervor, dass nur 26 % der Befragten mit einem Baustopp im Jahr 2024 rechnen, gegenüber 38 % im letzten Jahr. Außerdem gaben weit mehr Befragte an, dass sie sich der Situation nicht sicher seien.

Bauprojekte im Energiesektor für 20 Milliarden DKK

Während die Branche immer noch mit Konkursen zu kämpfen hat, boomt der Energiesektor ‒ und sieht voraussichtlich einem weiteren Rekordjahr entgegen.

Unter anderem entstehen in ganz Dänemark viele Photovoltaik-Anlagen, und diverse Versorgungsanlagen werden in Betrieb genommen.

Das Statistikinstitut Byggefakta geht davon aus, dass Energiebauvorhaben im Wert von 20 Mrd. DKK in Angriff genommen werden. Zu den beiden größten Projekten gehören eine CO₂-Abscheidungsanlage sein, die von Vestforbrænding in Glostrup errichtet wird, sowie eine Biogasanlage in Vordingborg, die von Nature Energy gebaut wird.

Eine neue Disziplin für die Erbauer von Energieanlagen wird das Thema Sicherheit sein. Denn die Anlagen werden häufig als kritische Infrastrukturen eingestuft, und es müssen verschiedene Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigt werden.

Novo Nordisk wird die Branche prägen

Im Jahr 2023 war Novo Nordisk das wertvollste Unternehmen Europas und seine Marktkapitalisierung übersteigt das gesamte BIP Dänemarks. Auch die Bedeutung des Unternehmens für den Bausektor kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Allein in Kalundborg wird für 42 Milliarden DKK eine neue Fabrik mit einer Fläche von 170.000 m² gebaut. Dänemark hat noch nie einen so großen privaten Bauakteur auf dem Markt gesehen. Nach Ansicht von Bygherreforeningen werden die Arbeitsweise des Pharmariesen und die Fähigkeiten und Kenntnisse, die seine Berater und Auftragnehmer bei den Bauprojekten erwerben, die Branche in den kommenden Jahren prägen.

ESG wird an Bedeutung gewinnen

Darüber hinaus werden die neuen EU-Anforderungen an Unternehmen, über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) zu berichten, den Nachhaltigkeitsfokus der Unternehmen im kommenden Jahr vorantreiben, sagt Jesper Malm. „Dieser Fokus wird unter anderem verstärkte Anstrengungen in den Bereichen Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie Diversität bedeuten. Viele Unternehmen werden neue Aktivitäten und Prozesse einführen, um die Anforderungen an die Berichterstattung und die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten. Und wir können davon ausgehen, dass in diesem Bereich viele Arbeitsplätze geschaffen werden und er als wichtiger unabhängiger Beratungsbereich in der Branche wächst.‟

Gute Daten minimieren das Fehlerrisiko

Mit den gestiegenen Anforderungen an die Berichterstattung steigt auch der Bedarf an qualitativer Dokumentation und damit die Nachfrage nach soliden Daten. Daten werden damit zu einem noch stärker strategisch und taktisch ausgerichteten Managementinstrument. „Ab 2024 werden Daten für die Branche zunehmend geschäftskritisch. Man wird erkennen, wie wertvoll es ist, Daten von vielen Anbietern zu bündeln und zu qualifizieren, um sich selbst und andere bei spezifischen Projekt-, Betriebs- und Portfolio-Optimierungen viel klüger zu machen, denn gute Daten minimieren das Risiko von Fehlentscheidungen und Fehlinvestitionen‟, so Malm.

Neue Strategie für nachhaltiges Bauen

Ferner beobachtet die Branche, dass das Konzept der Nachhaltigkeit durch andere Konzepte ersetzt wird; die Diskussion darüber, wann bei einem Bauprojekt CO₂ emittiert wird, wird immer relevanter. Im Jahr 2024 werden sich viele Akteure verstärkt mit dem steigenden Meeresspiegel und dem Regenschutz befassen müssen; und das dänische Parlament könnte eine neue Strategie für nachhaltiges Bauen verabschieden.

„Es ist vielleicht mehr eine Hoffnung als eine Vorhersage, dass die Politiker im dänischen Parlament im Jahr 2024 den Mut haben werden, eine nationale Strategie für nachhaltiges Bauen 2.0 zu verabschieden, die auch andere wichtige Themen wie Ressourcenverbrauch, Chemie, Klimaschutz und Biodiversität anspricht. Auf jeden Fall sehen wir die Tendenz, dass das Bauwesen als Faktor des grünen Wandels der Gesellschaft politische Aufmerksamkeit erlangen wird. Außerdem prognostizieren wir, dass die Aufmerksamkeit durch den zunehmenden Druck der Branche auf die Politiker verstärkt wird, ehrgeizigere Grenzwerte für CO₂-Emissionen bei Neubauten festzulegen und die Klimaanforderungen sowohl für die Renovierung von Gebäuden als auch für Infrastrukturprojekte zu erhöhen‟, sagt Jesper Malm.

Quelle: Dagens Byggeri

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