Der Bau einer Eisenbahn auf der Hauptstrecke zwischen Oslo und Stockholm kann viel schneller und billiger erfolgen als bisher angenommen. Dafür müssten die Gleise auf aufgeständerten Trassen verlegt werden. Diesen Vorschlag haben jetzt Skanska und Alstom eingebracht.

Es geht um die 10,6 Kilometer lange neue Eisenbahnstrecke zwischen der Stadt Ski südlich von Oslo und Arvika, die sogenannte „Gränsbanan‟. Dies wird eines der wichtigsten Teilstücke sein, um die Reisezeit mit dem Zug zu halbieren. Nur dann hätte der Zug eine Chance, mit einer Flugverbindung zwischen den Hauptstädten zu konkurrieren.

Ministerpräsident Ulf Kristersson (M) ist von diesem Vorhaben überzeugt. „Wir können ruhig offen aussprechen, dass wir dies für eine gute Entwicklung für die Zukunft halten‟, sagte Kristersson vor zwei Jahren gegenüber der Zeitung Svenska Dagblad und bezeichnete die Strecke Oslo-Stockholm als „grundsätzlich viel bessere Idee‟ als andere neue Stammstrecken.

Einige Wochen vor der letzten Wahl sagte der Vorsitzende der Moderaten, er sei „sehr daran interessiert, dass wir in der nächsten Legislaturperiode den Spatenstich für ein Teilprojekt der Strecke, ein Doppelgleis zwischen Karlstad und Kil, vornehmen‟.

Hoher politischer Druck

Seitdem hat der politische Druck zugenommen. Im vergangenen Sommer forderte Jacob Wallenberg, Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Svenskt Näringsliv, ein Umdenken der Regierung. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Schweden andere Lösungen finden muss, bei denen privates Kapital zur Finanzierung herangezogen werden kann‟, sagte er gegenüber dem Magazin Dagens Industri.

Als eine Art Antwort darauf beschloss die Hauptversammlung der Moderaten im Oktober, sich für die sogenannte alternative Finanzierung der Infrastruktur zu öffnen.

In Sachen Oslo-Stockholm müssen sich die Politiker auf die sogenannte Machbarkeitsstudie für die Startetappe Oslo-Arvika verlassen, die von der schwedischen Verkehrsverwaltung Trafikverket zusammen mit der norwegischen Eisenbahndirektion Jernbanedirektoratet im Oktober letzten Jahres veröffentlicht wurde.

Diese ging noch davon aus, dass das Doppelgleis auf herkömmliche Weise, auf einem Damm, gebaut werden würde. Es wurde jedoch nicht angegeben, wie viele Jahre vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme vergehen würden. Die Kosten wurden in einer sehr breiten Spanne von 20 bis 60 Milliarden SEK angegeben. Es gäbe bei der Schätzung noch große Unwägbarkeiten.

Alternativvorschlag mit erheblich kürzerer Bauzeit

In diesem politischen Umfeld legen die Unternehmen Skanska und Alstom, einer der weltweit größten Hersteller von Zügen und Signalsystemen, ihren Vorschlag vor: 33 Milliarden SEK für 106 Kilometer Gleis von Oslo nach Arvika. Bauzeit: fünf bis sechs Jahre.

Dass die Unternehmen die Kosten so genau angeben können, liegt nach ihren Angaben an der Bauweise mit vorgefertigten Elementen, sogenannten Landbrücken. Solche aufgeständerten Trassen sind in anderen Teilen der Welt, insbesondere in Japan und China, üblich.

So könnte die neue Bahn aussehen. Illustration: Skanska

Der Vorschlag von Skanska und Alstom wurde den Politikern des Interessenverbands Oslo-Sthlm 2.55 vorgelegt. CEO Jonas Karlsson erklärt gegenüber der Zeitung Dagens Nyheter, man sei bezüglich der Wahl des Verfahrens nicht festgelegt. „Aber es ist wichtig, dass wir mit dem Tempo mithalten können und mehr Bahn für das Geld bekommen, deshalb ist dieser Vorschlag spannend. Nicht zuletzt, weil er weniger Risiko bedeutet. Er ist interessant genug, um ernsthaft darüber nachzudenken.‟

Maria Signal Martebo, CEO von Alstom Schweden, und Magnus Persson, CEO von Skanska Schweden, stehen hinter dem Vorschlag.

Landbrücken bringen Vor- und Nachteile

„Dank der technologischen Entwicklungen kann dieses Projekt sowohl schneller als auch kostengünstiger realisiert werden. Die Bahn ist nicht zuletzt aus Sicht des Pendlerverkehrs wichtig, da Millionen von Menschen entlang der Strecke leben und arbeiten‟, sagt Maria Signal Martebo.

Magnus Persson betont, dass durch die Methode der Schienen auf Pfeilern viele Enteignungen von Grundstücken vermieden würden. Allerdings werde die Methode in der Regel wegen ihrer optischen Auswirkungen auf die Landschaft, aber auch wegen der Klimaauswirkungen der großen Mengen an verwendetem Beton infrage gestellt.

„Schon heute, bevor die Technologie zur Kohlenstoffabscheidung zum Einsatz kommt, können wir mit neuen Betonarten den CO₂-Ausstoß um 50 Prozent reduzieren. Und bedenken Sie, dass traditionelle Bahndämme in dieser eher hügeligen Landschaft bis zu 50 Meter breit sein müssen. Aber natürlich müssen wir das Design durchdenken‟, sagt Persson.

Trafikverket kennt den Vorschlag der beiden Unternehmen bereits. Generaldirektor Roberto Maiorana erklärt gegenüber Dagens Nyheter, es sei gut zu sehen, dass sich mehr Menschen mit dem Bedarf auseinandersetzen. „Wir sind neugierig auf neue Arbeitsweisen und Technologien, und damit möchte ich es bewenden lassen. Wir verstehen, dass es eine Frage der Finanzierung ist und man für das Geld so viel Eisenbahn wie möglich bekommen muss, aber es wäre falsch, hier und jetzt eine Position zu beziehen.‟

Fakten

Eisenbahn auf Pfeilern

  • Der Vorschlag von Skanska und Alstom für die neue Oslo-Arvika-Eisenbahn sieht vor, die Schienen auf einer sogenannten Festen Fahrbahn auf Pfeilern in mehreren Metern Höhe zu verlegen.
  • Die Bauzeit soll vergleichsweise kurz sein: fünf bis sechs Jahre, einschließlich der zwei Jahre, in denen die Fabriken, in denen die Landbrücken gegossen werden ‒ zwei pro Tag für 25 Monate ‒ entlang der Strecke errichtet werden.
  • Skanska hat das Verfahren in Zusammenarbeit mit der China Rail International Group entwickelt.
  • Skanska und Alstom schlagen vor, das Projekt in eine eigene Gesellschaft auszulagern. Sie verweisen auf das Modell der Öresundbrücke und der Botniabanan und erklären, dass das Projekt eine Kreditfinanzierung mit einer staatlichen Garantie erfordert.
  • Die Unternehmen argumentieren, dass es möglich sein muss, den Untersuchungszeitraum auf drei Jahre zu verkürzen, indem die Regierungen der Strecke Oslo-Stockholm Vorrang einräumen und die Umweltgenehmigungen in einem einzigen Verfahren prüfen.

Quelle: Dagens Nyheter

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