Die Enttäuschung ist groß bei vier der norwegischen Bauunternehmen, die sich um den bis heute größten Einzelauftrag im Eisenbahnausbau in Norwegen beworben haben.

Letzte Woche hat ein Joint Venture aus Acciona Infraestructuras S.A. aus Spanien und Ghelle S.p.A. aus Italien für den 8,7 Mrd NOK (ca. 1 Mrd. EUR) teuren Auftrag für Tunnelarbeiten mit Tunnelbohrmaschinen (TBM) für das Projekt Follobahn den Zuschlag erhalten.

Der Vertrag, für den auch Skanska Norwegen, Impenia Norwegen und NCC Construction in verschiedenen Joint Ventures Angebote abgegeben hatten, soll noch vor Ostern unterzeichnet werden.

„Wir sehen, dass ausländische Wettbewerber aggressiv auf dem norwegischen Markt auftreten, und vor diesem Hintergrund haben wir schon die Vergabe des Drill-&-Blast-Auftrags beobachtet. Die Entscheidung überrascht uns also nicht‟, erklärt der Geschäftsführer von Skanska Ståle Rød.

Nur der erste Platz zählt

Der Skanska-Chef macht keinen Hehl aus seiner Enttäuschung darüber, dass das Angebot, das Skanska zusammen mit dem österreichischen Joint-Venture-Partner Strabag eingereicht hat, zu kurz kam. „Natürlich nehmen wir an Ausschreibungen teil, um zu gewinnen, daher zählt nur der erste Platz. Hier gibt es keine Silber- oder Bronzemedaillen. Ja, wir sind enttäuscht.‟

Implenia Norwegen bildete zusammen mit Hochtief Solution und Dragados eines der sechs Joint-Ventures, die ebenfalls für den großen TBM-Vertrag präqualifiziert waren. Geschäftsführer Petter Vistnes von Implenia Norge ist genauso wie Ståle Rød enttäusht über die Entscheidung der Eisenbahnbehörde Jernbaneverket.

„In diesem Angebot steckt sehr viel Arbeit, natürlich sind wir da enttäuscht, nicht gewonnen zu haben. Dieses Projekt hätten wir wirklich gerne gemacht, und wir verfügen über die notwendige Technologie, um es durchzuführen. Die Gesamtkompetenz unseres Zusammenschlusses ist erstklassig‟, so Vistnes.

Sowohl Vistnes als auch Rød betonten, dass sie bisher noch keine Gelegenheit hatten, die Begründung des Jernbaneverket im Detail zu prüfen.

NCC Construction nahm mit einem Zusammenschluss mit dem französischen Unternehmen Vinci Construction Grands Projects und der deutschen Wayss & Freytag Ingenieurbau teil. genau wie die anderen Norweger wollten sie natürlich den prestigeträchtigen Auftrag bekommen. Doch sie sind auch der Meinung, dass sie aus diesem Wettbewerb gestärkt hervorgehen. „Wir können ein Projekt abschließen, für das wir 1 Jahr lang sehr hart gearbeitete haben. Wir haben ein Angebot erarbeitet, von dem wir sicher waren, dass es sehr gut war. Bei diesem Prozess haben wir viel gelernt, und diese Arbeiten haben unsere Organisation gestärkt‟, sagt Håkon Tjomsland, Geschäftsführer bei NCC Construction, und betont, so würde eine internationale Ausschreibung laufen.

„Wir stellen fest, dass es auch noch andere gibt, die der Ansicht sind, dass sie das bauen können, und das zu einem anderen Preis, als wir anbieten können.‟

Die norwegischen Unternehmen waren auch schon für die Drill&Blast-Ausschreibung präqualifiziert, für die der Zuschlag an das italienische Unternehmen Condotte ging.

Zwei Verträge stehen noch aus

Nach dem jetzt beide Tunnelbau-Aufträge vergeben sind, sind noch zwei weitere große Bauaufträge im Projekt zu vergeben: der Bau eines neuen Bahnhofs in Ski mitsamt arbeiten an der Strecke zwischen Ski und Langhus sowie der Auftrag, der die Anbindung der Folloban an den Oslo Hauptbahnhof betrifft.

Für die Ski-Ausschreibung sind fünf Gesellschaften präqualifiziert: AF Gruppen Norge AS (Norwegen), Obrascón Huarte Lain (Spanien), Skanska Norge AS (Norwegen), Società Italiana per Condotte d'Acqua S.p.A (Italien) og Veidekke Entreprenør AS (Norwegen).

Für den Oslo-Auftrag sind noch sechs Gesellschaften im Rennen: AF Gruppen Norge AS (Norwegen), Bilfinger Construction GmbH (Deutschland), Salini Impregilo (Italien), ein Joint-Venture aus Skanska Norge AS und Ed. Züblin, Società Italiana per Condotte d'Acqua S.p.A (Italien) og Veidekke Entreprenør AS Norwegen.

Follobahn

Mit dem doppelgleisigen Ausbau der Strecke zwischen Ski und Oslo soll einer der am meisten befahrenen Strecken Norwegens entlastet werden. Die Strecke ist 22 km lang, 64 km Gleis sollen verlegt werden. Hauptbestandteil des Projektes ist ein Tunnel in zwei Röhren, der mit 20 km dann der längste Eisenbahntunnel Skandinaviens sein wird. Geplant ist ein Vortrieb mit vier Tunnelbohrmaschinen, daneben sollen aber auch konventionelle Methoden wie Drill&Blast und Drill&Split verwendet werden.

Quelle: Bygg.no
Bild: Jernbaneverket / Via Nova

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