Eine externe Qualitätssicherung soll Klarheit bringen, welche Risiken der Staat mit neuen Verträgen für den Bau des Fehmarn-Tunnels eingeht und ob es überhaupt machbar ist, auf die deutsche behördliche Genehmigung zu warten.

Zum ersten Mal setzen die dänischen Politiker auf eine externe Untersuchung der Beschlussgrundlage für die Feste Fehmarnbelt-Querung, den das staatliche Projektierungsunternehmen Femern A/S vorlegt. Externe Berater sollen eingehend analysieren, was für ein Risiko die Garantie eines Tunnels nach Deutschland für den Staat bedeutet. Außerdem sollen die finanziellen Reserven, mit denen Femern A/S operiert, beleuchtet werden.

Femern A/S und die politische Mehrheit hinter dem Tunnel halten weiterhin die neuen Angebote zum Bau des Tunnels, die die Auftragnehmer bereits letzten Monat eingereicht hatten, geheim. Bis Dezember wollen die Politiker entscheiden, ob sie die neuen Angebote annehmen. Dieser Beschluss war für den Herbst angekündigt.

Über die neuen Angebote gibt es bisher noch keine weiteren Informationen außer einer Pressemeldung des dänischen Verkehrsministers Hans Christian Schmidt, derzufolge die Angebot „erheblich niedriger‟ waren als diejenigen, die sie im letzten Dezember abgegeben hatten.

Erst wenn das Unternehmen Femern A/S ein neues Projektbudget und eine aktualisierte wirtschaftliche Analyse erstellt hat, erhält die Öffentlichkeit einen Einblick in Finanzen eines der größten Bauprojekte der dänischen Geschichte.

Letztes Jahr sprach man noch davon, dass die Auftragnehmer 8,9 Mrd. DKK (1,2 Mrd. EUR) mehr verlangten, als das Budget hergab. Das trieb die Gesamtkosten für den Tunnel und die dänischen Landanlagen hoch auf gut 64 Mrd. DKK (8,6 Mrd EUR).

Dass die Kosten jetzt sinken, kann damit zusammenhängen, dass der Staat selbst mehrere Risiken des Baus des längsten Absenktunnels der Welt auf sich nimmt. Die externe Qualitätssicherung soll daher u.a. klären, für welche Risiken die Femern A/S im Auftrag des Staates haftet. Gleichzeitig wollen die Politiker darüber Klarheit erlangen, ob es überhaupt möglich ist, zum jetzigen Zeitpunkt Verträge mit den Auftragnehmern abzuschließen. Die Bindefrist, innerhalb derer Dänemark die Verträge unterzeichnen muss, läuft im Mai 2016 aus. Aber die deutschen Behörden gehen von einer Genehmigung des Projektes frühestens 2017 aus. Und danach folgt vermutlich noch ein Gerichtsverfahren unbekannter Dauer.

Femern A/S soll daher jetzt prüfen, welche Art von Verträgen jetzt überhaupt geschlossen werden können. In den Worten der Pressemeldung des Verkehrsministers klingt das so: Das Unternehmen solle "die verschiedenen Möglichkeiten für das weitere Verfahren prüfen, darunter eine Verlängerung der Bindefrist sowie die Möglichkeit eines Vertragsschlusses, der von der deutschen Genehmigung abhängt‟.

Durch die immer noch fehlende deutsche Genehmigung wird sich die Eröffnung  des Tunnels voraussichtlich bis 2025 verzögern, und es besteht das Risiko weiterer Verzögerungen.

Quelle: Ingeniøren.dk

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