Schwedens Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur stehen unter Druck: Eine neue Analyse zeigt, dass sinkende Produktivität in der Bau- und Infrastrukturbranche milliardenschwere Verluste verursachen könnte. Die Studie schlägt zehn konkrete Reformen vor, um gegenzusteuern.

Milliardeninvestitionen mit Produktivitätsrisiken

In den kommenden zwölf Jahren plant Schweden Investitionen von insgesamt 1.200 Milliarden Kronen in seine Verkehrsinfrastruktur. Eine neue Studie zeigt jedoch: Die Produktivität im Bau- und Infrastruktursektor ist seit Ende der 1990er Jahre rückläufig. Wäre die frühere positive Produktivitätsentwicklung beibehalten worden, hätten bis zu 225 Milliarden Kronen zusätzlich für weitere Infrastrukturprojekte zur Verfügung stehen können.

Die Studie wurde vom Branchenverband Innovationsföretagen in Auftrag gegeben und von dem Wirtschaftswissenschaftler Dr. Fredrik Bergström erstellt. Sie zeigt erhebliche Mängel im Umgang mit Ressourcen – sowohl bei Investitionen als auch beim Unterhalt bestehender Infrastruktur. Ursachen sind unter anderem eine unzureichende strategische Nutzung der Kompetenzen technischer Berater, fehlende ganzheitliche Perspektiven in Projekten sowie ein einseitiger Fokus auf den niedrigsten Preis bei Ausschreibungen, anstatt auf langfristigen gesellschaftlichen Nutzen.

„Wenn die Produktivität im Bau- und Infrastrukturbereich mit der früheren Entwicklung Schritt gehalten hätte, könnten in den nächsten zwölf Jahren 225 Milliarden Kronen für Investitionen in die Infrastruktur freigesetzt werden. Das bedeutet, dass der Gesellschaft erhebliche potenzielle Werte entgehen‟, sagt Dr. Fredrik Bergström von der Handelshochschule Stockholm.

Bauwirtschaft verliert – Consulting profitiert

Laut der Studie ist die Produktivität im Bauwesen in den letzten 25 Jahren um 4 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum konnte die Branche der technischen Berater ihre Produktivität um rund 40 Prozent steigern – im Einklang mit dem übrigen Wirtschaftssektor.

Zehn Reformvorschläge für bessere Infrastrukturprojekte

Um die Effizienz künftiger Infrastrukturmaßnahmen zu verbessern, enthält die Studie ein Maßnahmenpaket mit zehn konkreten Reformvorschlägen:

  1. Vertrauen zwischen Auftraggebern und technischen Beratern stärken – Steuerung auf Basis von Vertrauen statt Detailvorgaben
  2. Frühzeitige Einbindung und Wissensaustausch – Senior Advisors früh involvieren
  3. Ausschreibungsfokus ändern – weg vom Preis, hin zu Funktion, Qualität und Innovationsfähigkeit
  4. Innovation und funktionsbasierte Ausschreibungen fördern
  5. Internationale Kompetenz und globale Best Practices nutzen
  6. Alternative Ausschreibungs- und Projektmodelle einführen – etwa Allianzen oder öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP)
  7. Ganzheitliche und lebenszyklusorientierte Perspektiven stärken – für ein nachhaltigeres Verkehrssystem
  8. Systematisches Lernen fördern – nationale Lernplattform schaffen
  9. Ausgewogene Risikoverteilung anstreben
  10. Organisatorische Reformen erwägen – etwa nach Vorbild Norwegens

„Infrastrukturprojekte werden immer teurer und dauern länger. Schweden muss umdenken. Es geht nicht nur darum, mehr Mittel bereitzustellen, sondern darum, mehr Nutzen aus dem bestehenden Budget zu ziehen – beispielsweise durch bessere Nutzung der Kompetenzen technischer Berater‟, sagt Dr. Richard Österberg, Analysechef bei Innovationsföretagen.

Produktivitätsgewinne machen Projekte wirtschaftlich tragfähig

Die Studie zeigt auch: Produktivitätssteigerungen könnten nicht nur zusätzliche Projekte ermöglichen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit bestehender Vorhaben verbessern. Derzeit liegt die Nettonutzwertquote des nationalen Infrastrukturplans bei –0,3. Das bedeutet: Für jede investierte Krone erhält die Gesellschaft nur 70 Öre zurück. Mit effizienteren Methoden könnte diese Quote auf null oder mehr steigen – und so auch derzeit unrentable Projekte wirtschaftlich tragfähig machen.

Quelle: Infrastrukturnyheter

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