Eine neue Allianz von Klima- und Naturschutzorganisationen verlangt, die Bauarbeiten am Projekt Lynetteholm bei Kopenhagen zu stoppen. Das Vorhaben gilt als Dänemarks größtes einzelnes Klimaschutzprojekt und erstreckt sich über 275 Hektar – was 385 Fußballfeldern entspricht.

Die Allianz „Sæt Lynetteholm på pause“ (etwa: „Baustopp für Lynetteholm“) wurde Anfang der Woche als direkte Reaktion auf die neue Vereinbarung zwischen der dänischen Regierung und der Stadt Kopenhagen über die Stadtentwicklung und Infrastruktur von Lynetteholm gegründet. Beteiligt sind unter anderem Klimabevægelsen Danmark (Klimabewegung Dänemark), Danmarks Naturfredningsforening (dänischer Naturschutzverband) und die Bewegung Byggestopbevægelsen (Baustoppbewegung).

Ziel ist es, bis zu den kommenden Kommunal- und Regionalratswahlen im November größtmögliche politische Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen.

„Es ist total verrückt, ins Meer zu bauen. Wir versuchen, uns gegen das Meer zu schützen, und gleichzeitig errichten wir eine künstliche Insel. Das ist ein völlig falsches Signal‟, sagt Thomas Meinert Larsen, Sprecher der Klimabevægelsen Danmark.

Bauherr betont Zweck des Projekts

Nach Angaben des Bauherrn By & Havn ist Lynetteholm primär als Anlage zur Verwertung von überschüssigem Aushubmaterial und als Schutzmaßnahme gegen Sturmfluten vorgesehen. „Fragen zur späteren Nutzung der Insel sind politischer Natur. Deshalb verweise ich auf die Entscheidungsträger‟, erklärt Kristian Wederkinck Olesen, Kommunikationschef bei By & Havn.

Rechtsstreit läuft seit 2021

Es ist nicht das erste Mal, dass die Klimabevægelsen versucht, Lynetteholm zu stoppen. Im vergangenen Jahr entschied das Berufungsgericht Østre Landsret, dass die Bauarbeiten nicht pausiert werden müssen, obwohl Klimabevægelsen eine Klage gegen das dänische Verkehrsministerium und By & Havn wegen Umweltfolgen und fehlender demokratischer Prozesse eingereicht hat. Das Verfahren läuft bereits seit 2021 und stellt die Bewegung auf eine harte Probe.

Neue Argumente gegen das Projekt

Warum versucht die Allianz erneut, Lynetteholm zu stoppen? „Ja, wir glauben, dass es möglich ist, sonst würden wir es nicht tun‟, sagt Thomas Meinert Larsen. Er kritisiert insbesondere die in den Projektplänen zugrunde gelegten Prognosen zum Bevölkerungswachstum und bezeichnet diese als „unrealistisch“ und „übertrieben“. „Wir sind überzeugt, dass sich Stadt- und Infrastrukturplanung künftig grundlegend ändern wird. In Zukunft wird man es als völlig verrückt ansehen, ins Meer zu bauen‟, meint er.

Zudem stellt Larsen in Frage, ob sich überhaupt Investoren finden werden, die bereit sind, auf einer künstlichen Insel zu bauen.

Vorschläge für Alternativen: Verdichtung im Inland

Statt im Meer zu bauen, schlägt die Klimabevægelsen eine stärkere Verdichtung innerhalb Kopenhagens sowie eine Ausweitung der Stadtentwicklung in die Vororte vor. „Man sollte eine dichtere Bebauung in Kopenhagen zulassen, aber auch neue Stadtentwicklungsgebiete in den Vororten schaffen‟, sagt Larsen.

Darüber hinaus fordert die Bewegung umfassendere Küstenschutzmaßnahmen, die nicht nur Kopenhagen, sondern die gesamte Region Ostseeland betreffen. „Politischer Wille ist eine erneuerbare Ressource. Wenn wir bis zur Kommunalwahl neue Überlegungen anstoßen können, dann tun wir das‟, sagt Larsen.

Danmarks Naturfredningsforening setzt auf den Fingerplan

Auch die Danmarks Naturfredningsforening bringt Alternativen ins Spiel. „Grundsätzlich halten wir das gesamte Projekt Lynetteholm für einen Fehler. Es gibt bessere Alternativen‟, sagt Knud Erik Hansen, Vorsitzender von DN København.

Er verweist auf den sogenannten Fingerplan für Kopenhagen und die umliegenden Gemeinden. „Der Fingerplan ist ein großartiges Konzept für die Hauptstadtregion. Im Gegensatz zu anderen Großstädten, die in Ringen wachsen und dabei die Natur verdrängen, ermöglicht der Fingerplan Wachstum und den Erhalt von Naturflächen zugleich‟, erklärt Hansen.

Seiner Meinung nach bietet der Fingerplan noch erhebliches Potenzial für weiteres Wachstum, wenn geeignete Verdichtungsflächen gefunden werden.

Mehr Engagement innerhalb der neuen Allianz

Was unterscheidet die neue Allianz von früheren Versuchen, Lynetteholm zu stoppen? „Unser Vorgehen ist direkter als zuvor. Außerdem sind wir heute viel engagierter und besser vernetzt innerhalb der Allianz. Viele Organisationen haben sich zusammengeschlossen, und wir hoffen, dass noch weitere dazukommen‟, sagt Knud Erik Hansen.

Quelle: Licitationen

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