Ein neu gestartetes Projekt soll untersuchen, ob Gefängnisse und andere Sicherheitsgebäude statt aus Stahl und Beton aus Holz gebaut werden können. Ziel ist es, die Klimabelastung im Hinblick auf den umfassenden Ausbau der Gefängnisse und Anstalten des Landes zu reduzieren.
Letztes Jahr gab die Kriminalvården, die schwedische Behörde für Justizvollzug und Straffälligenbetreuung, bekannt, dass sie den bislang größten Ausbau von Gefängnissen und Haftanstalten des Landes planen. Die Anzahl der Anstalts- und Haftplätze soll bis 2033 von derzeit 10.000 auf 27.000 erhöht werden. Gleichzeitig verursacht der schwedische Bau- und Immobiliensektor mehr als ein Fünftel der Treibhausgasemissionen des Landes, und es wird intensiv daran gearbeitet, die Klimabelastung dieses Sektors zu reduzieren.
Vor diesem Hintergrund untersucht ein Projekt von BioInnovation, wie Holz und biobasierte Materialien mit höherer Klimabelastung in Haftanstalten, Gefängnissen und anderen Sicherheitsgebäuden ersetzen können.
Geleitet von Rise
Das Projekt wird von Rise, einem unabhängigen Forschungsinstitut, geleitet, und unter anderem nehmen Kriminalvården, mehrere Unternehmen der Holzindustrie und Specialfastigheter daran teil. „Wir wollen unseren CO₂-Fußabdruck bis 2030 halbieren, daher müssen wir neue Bauweisen und Materialien in Betracht ziehen. In Sicherheitsgebäuden gelten hohe Anforderungen an die verwendeten Materialien, und wir sehen Potenzial, die Nutzung von Holz und anderen biobasierten Materialien zu steigern“, sagt Kajsa Marsk Rives, Nachhaltigkeitschefin bei Specialfastigheter.
Der Ersatz klimaschädlicher Materialien durch Holz würde laut Specialfastigheter mehrere Vorteile mit sich bringen. „Neben der schnelleren Reduzierung der Klimabelastung erhalten wir eine größere Auswahl an Materialien und verringern das Risiko von Materialengpässen bei Bauprojekten. Es ist jedoch wichtig, dass wir kosteneffizient und klimaschonend mit Holz bauen können, ohne wesentliche Kompromisse bei unseren Anforderungen einzugehen oder die Bauzeit zu verlängern“, sagt Jonas Björklund, Entwicklungsverantwortlicher bei Specialfastigheter.
Anforderungen in Sicherheitsgebäuden
Die Kombination aus Anforderungen für Sicherheitsgebäude macht es komplex, geeignete Materialien auszuwählen. Beispielsweise müssen Materialien in geschlossenen Umgebungen wie Gefängnissen robust und widerstandsfähig gegen Feuer und Feuchtigkeit sein. Die Sicherheit muss hoch sein, und gleichzeitig sollen die Materialien ein angenehmes Wohnklima bieten und eine gute Arbeitsumgebung fördern. Da Reparaturen, die Evakuierungen erfordern, schwer durchführbar sind, ist außerdem eine nahezu wartungsfreie Verwaltung erforderlich.
„Unsere Vorstudie zeigt, dass durch die Verwendung biobasierter Materialien erhebliche Klimaeinsparungen möglich sind. Die bisherigen Ergebnisse heben Holz in Wand- und Deckenelementen als besonders interessantes Gebiet hervor. In der Anfangsphase des Projekts legen wir Wert auf die richtigen Prioritäten, ohne zu hohe oder zu niedrige Ziele zu setzen“, sagt Karin Sandberg, Projektleiterin bei Rise.
Funktionsanforderungen
Durch den Fokus auf Funktionsanforderungen könnte der Einsatz von Holz deutlich gefördert werden. Dabei wird die Funktion, die eine Wand beispielsweise erfüllen soll – etwa Feuer- oder Schlagfestigkeit für eine bestimmte Zeit – definiert, anstatt eine Betonwand bestimmter Qualität vorzuschreiben.
„Der massive Ausbau der Anzahl an Haft- und Anstaltsplätzen findet hier und jetzt statt; es wird bereits fleißig gebaut. Der Zeitfaktor ist daher zentral im Projekt, und unsere Industriepartner zeigen, dass es möglich ist, schnell und umweltfreundlich mit Holz zu bauen. Wenn es darum geht, Materialien auf neue Weise zu kombinieren, glaube ich, dass das Projekt Einblicke liefern kann, die wir schnell umsetzen können. Wir brauchen harte Fakten zu Zeit, Kosten und Klimabelastung, um fundierte Entscheidungen treffen zu können“, sagt Karolina Sjödin, Ermittlerin bei Kriminalvården.
Ein Modul wird nun zu Testzwecken gebaut, um die Möglichkeiten mit Holz zu testen und zu demonstrieren. Das Projekt hat ein Gesamtbudget von 8 Millionen SEK und wird zwei Jahre laufen – von Mai 2024 bis April 2026.
Weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.
Quelle: Byggvärlden