Der Wirtschaftsausschuss der Stadt Kopenhagen hat am Dienstag mehrheitlich eine Zusatzvereinbarung zu der ursprünglichen Lynetteholm-Grundsatzvereinbarung von 2018 verabschiedet. Der nächste Schritt ist die Genehmigung durch den Stadtrat.
Die Zusatzvereinbarung sieht eine Anpassung bzgl. der Verarbeitung von Material vom Meeresboden vor. Das im Zusammenhang mit der Ausführung von Phase 2 auszuhebende Material soll stattdessen in Phase 1 verbaut werden. Somit wird es keine Verklappung geben. Das war ein Aspekt, den Umweltorganisationen, Bürgermeister der betroffenen Gemeinden entlang der Køge-Bucht und die schwedische Seite heftig kritisiert hatten. Im Baurecht für das Projekt ist die Verklappung als Methode verankert. Die wurde jetzt aber angesichts erheblicher Kritik verworfen.

Steindämme statt Spundwände
Am 31. Mai dieses Jahres hatten die die politischen Parteien im Folketing, die hinter Lynetteholm stehen, die Vereinbarung „Anpassung von Lynetteholm und Vorstudie zum Sturmflutschutz‟ unterzeichnet. Daraufhin überarbeitete die Entwicklungsgesellschaft By & Havn, die für das Projekt verantwortlich ist, die Projektplanung für den Bau der künstlichen Insel.
Der dänische Staat und die Stadt Kopenhagen nehmen nun die Vereinbarung über die „Anpassung von Lynetteholm und Vorstudie zum Sturmflutschutz‟ als Zusatz zur Lynetteholm-Grundsatzvereinbarung von 2018 auf und vereinbaren deren Umsetzung.
Durch die Zusatzvereinbarung wird sich der Bau von Phase 2 um etwa ein Jahr verzögern, da die Arbeiten erst nach Abschluss von Phase 1 des Projekts beginnen können. Der Perimeter der künstlichen Halbinsel, die das künftige Lynetteholm bilden wird, wird im Norden mit einem Steindamm anstelle von Stahlspundwänden versehen. Außerdem sieht die Vereinbarung einen „weiteren öffentlichen Dialog‟ über das Projekt vor. Denn bei der Verabschiedung des Baugesetzes im vergangenen Jahr hatte man fehlende Bürgerbeteiligung und fehlende Einspruchsmöglichkeiten kritisiert.
Null-Lösung sollte politisch sichergestellt werden
Obwohl eine Verklappung nun offiziell vom Tisch ist, stößt die Genehmigung der Zusatzvereinbarung auf scharfe Kritik von Per Henriksen, Sprecher der Bewegung „Eine Stadt für die Bürger – Stoppt Lynetteholm‟:
„Wir sind der Meinung, dass sich die Stadt Kopenhagen aktiv für den Schutz des Öresunds und eine Nulllösung für die Ostsee einsetzen sollte‟, sagt Per Henriksen. Er verweist auf die Tatsache, dass diese Forderung von mehreren grünen Organisationen entlang der Ostsee an die Europäische Kommission herangetragen wurde und auch im noch laufenden Espoo-Verfahren mit der schwedischen Regierung verhandelt wird.
„Daher sollte es für die nächsten Phasen von Lynetteholm kein grünes Licht geben, bevor politisch nicht Stellung zu einer Nulllösung bezogen wurde‟, so Henriksen.
Berechnungen zeigen, dass Lynetteholm bis zu 0,25 % des Wasserflusses im Öresund blockieren wird. Dies könnte nach Ansicht mehrerer Umweltorganisationen die ohnehin schon gefährdete Meeresumwelt der Ostsee schädigen. In einer Untersuchung durch das dänische Institut für Gewässer- und Umweltschutz (DHI) wurden andere Möglichkeiten für den Aushub untersucht, bei denen der Wasserdurchfluss unverändert bleibt.
Der neue Bericht kommt zu dem Schluss, dass die beste Option in zwei Gebieten in der Nähe des Öresundtunnels im Fahrwasser Drogden zwischen Amager und Saltholm liegt. So ließe sich eine Nulllösung durch den Aushub von 1,5 bis 2 Millionen Kubikmetern Meeresboden erreichen.
Lynetteholm ist ein „Hochrisikoprojekt‟
Gemäß der neuen Vereinbarung soll die geplante Küstenlandschaft von Lynetteholm als Sturmflutwehr dienen. Darin heißt es: „Lynetteholm trägt somit mit mindestens 400 Mio. DKK zum Sturmflutschutz von Kopenhagen bei, was der Defizitgarantie entspricht, die die Stadt Kopenhagen für die Küstenlandschaft übernommen hat‟.
By & Havn baut und finanziert den Perimeter von Lynetteholm, einschließlich der Küstenlandschaft. Der Vereinbarung zufolge wird das Unternehmen die Kosten für die Küstenlandschaft „zwischenfinanzieren‟, die laut Protokoll letztlich im Rahmen des allgemeinen Finanzierungsmodells für einen umfassenden Sturmflutschutz abgerechnet werden sollen.
Die Bürgschaft der Stadt Kopenhagen wird auslaufen, sobald ein Finanzierungsmodell für einen umfassenden Sturmflutschutz in Kopenhagen vorliegt.
Auch der finanzielle Teil der Vereinbarung wird von „Eine Stadt für die Bürger – Stoppt Lynetteholm‟ kritisiert. Laut Per Henriksen bestätige die Vereinbarung, dass Lynetteholm weit davon entfernt sei, sich selbst zu finanzieren, obwohl dies in der ursprünglichen Grundsatzvereinbarung behauptet wurde.
„Dies sollte zu einer viel grundsätzlicheren Debatte darüber führen, wie Budgetüberschreitungen bei dem Projekt finanziert werden sollten. Und zwar bevor es fortgesetzt wird.‟
Per Henriksen bezeichnet Lynetteholm als „Hochrisikoprojekt‟: „Gemäß der Empfehlung wird die Stadt Kopenhagen bereits im Jahr 2023 400 Millionen an By & Havn zahlen, obwohl die Küstenlandschaft frühestens im Jahr 2032 fertiggestellt sein wird. Ob diese 400 Millionen durch ein nicht vorhandenes neues Finanzierungsmodell für einen umfassenden Sturmflutschutz Kopenhagens finanziert werden können, ist sehr ungewiss.‟
Quelle: Byrummonitor