Norwegische Ingenieure sind der Ansicht, dass für Straßennetz, Eisenbahnnetz und Gebäude rund 2.600 Mrd. NOK (296 Mrd. EUR) ausgegeben werden müssten, um einen guten Standard zu erreichen.

Norwegen wird oft in Verbindung mit extravaganten, faszinierenden Bau- und Anlagenbauprojekten genannt. Nun scheint es jedoch so zu sein, dass das Land erheblichen Nachholbedarf hat, was die Instandhaltung von vorhandenen Straßen, dem Eisenbahnnetz und Gebäuden angeht. Tatsächlich wird geschätzt, dass 2.600 Mrd. NOK erforderlich wären, damit das Bild sich ändern könnte. So zumindest schreibt die Zeitung Byggeindustrien.

Die Zahlen hinter dieser Meldung stammen aus dem Bericht „State of the Nation 2015‟, der vom Verband der Beratenden Ingenieure (Rådgivende Ingeniørers Forening RIF) erstellt wurde.

Als würde man Norwegen neu bauen

In einigen Bereichen ist es schlimmer als in anderen. „Funktionalität und Zuverlässigkeit sind bedroht. Besonders kritisch ist es bei den Eisenbahnen, der Kanalisation, den Landstraßen und den Gefängnissen. Überall dort kann man schon von einem bedrohlichen Zustand sprechen. Auch im Gesundheitssektor sind die Gebäude vom Verfall gekennzeichnet. Die Wasserversorgung ist in einem solchen Zustand, dass ein erhöhtes Risiko für Wasserknappheit in norwegischen Haushalten sowie verunreinigtes Trinkwasser besteht. Zusammenfassend kann man sagen: Das Land ist zwar reich, aber die Kommune verfallen." So lautet eine Pressemeldung des RIF.

Nach Ansicht des Verbandes liegen die Ursachen hierfür vor allem darin begründet, dass man heute mehr über den tatsächlichen Zustand der Anlagen weiß und gleichzeitig höhere Anforderungen an Kapazitäten und Sicherheit bestehen ‒ ganz abgesehen von Klimabedingungen und Besiedelung.

„Der Bericht des RIF zeigt, dass der Verfall so viele gesellschaftsrelevante Bereiche erreicht hat, dass man Norwegen quasi neu bauen müsste‟, so Liv Kari Skudal Hansteen, Vorsitzende des RIF.

Zahlen der Straßenbaubehörde

Auch die norwegische Straßenbaubehörde Statens Vegvesen bestätigte, es seien rund 1.000 Mrd NOK (rund 114 Mrd. EUR) bis 2050 allein dafür erforderlich, um das das norwegische Straßennetz auszubauen und in Stand zu setzen und im gesamten Land einen guten Standard zu erreichen. „Zwischen dem heutigen Standard und dem Straßennetz, das wir langfristig haben sollten, klafft eine riesige Lücke‟, erklärt Lars Aksnes von Statens Vegvesen. Über den Ausbau des Netzes soll die Gesellschaft 450 Mrd. NOK (51 Mrd. EUR) an Transportkosten sparen können; die Reisezeit auf den Landstraßen soll sich um insgesamt 17 Stunden reduzieren; dies insbesondere dort, wo Brücken oder Tunnel Fährverbindungen ersetzen sollen. Ein Schwerpunkt des Ausbaus betrifft vor allem die Lawinen- und Erdrutschsicherung an 195 Punkten im ganzen Land, die bis 2030 abgesichert sein sollen, um auch den immer größere werdenden klimatischen Anforderungen begegnen zu können.

Quellen: Dagens Byggeri und Bygg.no

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