Nach zwei Jahren Rückgang verzeichnet die schwedische Bauwirtschaft im Jahr 2025 wieder ein Wachstum bei den Bauinvestitionen. Dies geht aus der neuen Frühjahrsprognose des Branchenverbands Byggföretagen hervor, die der Fachzeitschrift Byggindustrin vorliegt. Insbesondere ein leichter Aufschwung beim Wohnungsbau sowie steigende Investitionen in anderen Bereichen tragen zu dieser Entwicklung bei.
„Der Bau zieht langsam wieder an – vor allem durch den Infrastrukturbau und die leichte Erholung im Wohnungsbau. Alle Teilbereiche tragen zur Erholung bei, und ab 2026 nimmt die Dynamik weiter zu“, erklärt Johan Deremar, Chefökonom bei Byggföretagen.
Prognose: Bauinvestitionen steigen um 3 Prozent
Laut der Prognose steigen die Bauinvestitionen in diesem Jahr um 3 Prozent, für 2026 erwartet der Verband ein Plus von 4 Prozent. Der Rückgang im Vorjahr fiel mit -1 Prozent moderater aus als noch im Herbst befürchtet. Allerdings wird die erwartete Erholung für 2025 etwas verhaltener eingeschätzt als zuvor angenommen.
Die Berechnungen basieren auf der Annahme, dass die schwedische Zentralbank den Leitzins in den kommenden Jahren bei 2,25 Prozent belässt – eine Einschätzung, die von vielen Fachleuten geteilt wird, jedoch mit Unsicherheiten behaftet ist. „Angesichts des massiven Investitionsbedarfs liegt das Risiko eher auf der Seite steigender Zinsen“, so Deremar.
Einfamilienhäuser als Wachstumstreiber im Wohnungsbau
Ein wesentlicher Grund für den Aufschwung ist das Ende des Einbruchs beim Wohnungsbau: Nach dem Tiefpunkt im Vorjahr mit 28.100 Baubeginnen soll diese Zahl 2025 auf 29.200 und 2026 auf 30.600 steigen. Zwar ist das weiterhin weniger als die Hälfte der Spitzenwerte von 2021, doch immerhin ein Aufwärtstrend.
„Dass der Rückgang im Wohnungsbau auch 2024 anhielt, hatten wir nicht erwartet. Nun bleibt der Leitzins voraussichtlich stabil, sodass keine weiteren Impulse von der Geldpolitik zu erwarten sind. Kurz vor Weihnachten war die Stimmung am Wohnungsmarkt besser, aber die Unsicherheit ist seither wieder gewachsen – auch wegen Donald Trump. Dennoch: Der Wohnungsbau zieht wieder etwas an“, betont Deremar.
Besonders stark wächst laut Prognose das Segment der Einfamilienhäuser – auch wenn es sich von einem sehr niedrigen Niveau erholt. „Wer es sich leisten kann, bevorzugt ein Einfamilienhaus. Sollte unsere Prognose eintreffen, würden 2026 etwa gleich viele Einfamilienhäuser wie Eigentumswohnungen gebaut – ein ungewöhnliches Bild“, so Deremar weiter.

Verschnaufpause bei der Industrie – Impulse durch Energie und Verteidigung
Im Nichtwohnungsbau sorgen Investitionen in neue Gefängnisse und den Verteidigungsbereich für Wachstum. Auch private Immobiliengesellschaften treiben den Bau von Büro- und Logistikanlagen voran – trotz des Drucks durch hohe Zinsen.
Während die Industrie in den Jahren zuvor eine Bauwelle mit einem Anstieg von 70 Prozent erlebt hatte, sank das Investitionsvolumen im Vorjahr erstmals leicht. Insbesondere der Motor der grünen Transformation hat an Schwung verloren. Nach der Insolvenz von Northvolt wurden viele Projekte pausiert oder abgesagt.
„Für 2025 rechnen wir mit einem weiteren Rückgang bei den Industrieinvestitionen – allerdings auf sehr hohem Niveau. Ab 2026 wird die Kurve wieder ansteigen“, so Deremar. Große Infrastrukturprojekte im Energiesektor wie der Ausbau des Stromnetzes durch Svenska Kraftnät tragen ebenfalls zur positiven Entwicklung bei.
Weitere Impulse liefern Investitionen in die Wasserversorgung sowie steigende Ausgaben für den Schienenausbau im kommenden Jahr.
Große Bauprojekte mit Signalwirkung
Zu den wichtigsten Projekten, die derzeit in Schweden umgesetzt werden, zählen unter anderem:
- das Endlager von SKB für Atommüll in Forsmark
- die Kabelfabrik von NKT in Karlskrona
- die neue Zentralstation in Göteborg
- die Robotikfabrik von ABB in Västerås
- die Hochgeschwindigkeitsstrecke Ostlänken
- neue Kläranlagen in Gävle und Uppsala
- die Norrbotniabahn
- CO₂-Abscheideanlage von Stockholm Exergi
- neue U-Bahn-Linien in Stockholm
- Projekte von Svenska Kraftnät und Hitachi Energy
Beschäftigung nimmt ab Herbst wieder zu
Die rückläufigen Investitionen führten 2024 zu einem Rückgang der Beschäftigung in der Bauwirtschaft um rund 4 Prozent (etwa 15.000 Arbeitsplätze). Besonders betroffen war der Hochbau.
Trotz steigender Bauaktivitäten wird die Beschäftigung voraussichtlich auch 2025 weiter leicht sinken – um 1,5 Prozent. Ab Herbst soll sich der Trend jedoch drehen. Für 2026 erwartet Byggföretagen ein Beschäftigungswachstum von 1,9 Prozent – was insgesamt rund 1.500 zusätzliche Arbeitsplätze in der Branche bedeutet.
Quelle: Byggindustrin