Bereits im Juni wurde die Ausschreibung für das Straßenbauprojekt E6 Helgeland ausgesetzt, da zu wenige Unternehmen ein Angebot abgegeben hatten. Jetzt machten viele Bauunternehmer deutlich: Eine Teilnahme an der Ausschreibung ist zu teuer.

Dies kam jetzt heraus, nachdem die staatliche Straßenbaubehörde Anfang der Woche ein Treffen veranstaltet hatte, bei dem die Bauunternehmer und Berater die Möglichkeit erhielten zu erklären, warum der Zuspruch zum neuen Straßenbauprojekt viel geringer war als im letzten Jahr, als die Präqualifikation begann.

Für dieses Projekt wollte die staatliche Straßenbaubehörde eine einleitende Phase durchführen mit einem sogenannten konkurrenzgeprägten Dialog, bevor die Bauunternehmer ein endgültiges Angebot abgeben sollten. Dieser Prozess sah u.a. vor, dass die Akteure ein Konzept mit Preisen ausarbeiten sollten, bevor sie mit der Straßenbaubehörde im Dialog treten können.

Kompensation verdoppelt

Für das Projekt war ursprünglich 1 Mio. DKK (ca. 134.000 EUR) veranschlagt worden als Kompensation für diejenigen, die nach Einreichung eines Angebotes die Ausschreibung nicht gewannen. Doch da es eine Reihe von Einwänden gegeben hatte, die Summe sei zu niedrig, hat die Straßenbaubehörde jetzt festgelegt, dass sie diese „losers fee“ in der nächsten Runde verdoppeln wird.

Arnfinn Hardersen, Geschäftsführer bei Reinertsen, findet wie viele andere auch, dass diese Kompensationssumme immer noch zu niedrig ist im Verhältnis zur Investitionen, die die Bauunternehmer tragen müssen. Während des Treffens machte er daher deutlich, dass Reinertsen an einem Projekt nicht teilnehmen kann, bei dem der Kosten-Nutzen-Effekt so sehr im Ungleichgewicht ist.

„In einer 1. Phase müssen wir eine Skizze als Basis für das Angebot erstellen, bevor wir zusammen mit vielleicht 3 anderen Unternehmen in einen Dialogphase kommen, die schließlich in einem endgültigen Angebot enden soll. Dieser Prozess kostet uns 15 Mio. DKK (ca. 2 Mio. EUR). Wenn wir dann nur eine 25 prozentige Chance haben zu gewinnen, und nur 2 Mio. DKK erhalten, wenn wir verlieren, ist der Kosten-Nutzen-Effekt falsch. Wir bei Reinertsen haben nicht das Rückgrat, so etwas zu tun“, so Hardersen.

Unterstützung durch Skanska

Unterstützung bekam er auch von Olav Siljehaug, Pressesprecher Bau bei Skanska Norwegen. „Die Kosten für diesen Prozess bis zum endgültigen Angebot sind zu hoch. Für Skanska war außerdem der Zeitpunkt etwas ungünstig, weil wir im gleichen Zeitraum große Ressourcen für andere Totalbauaufträge brauchen, u.a. für die Follobahn. Wir hatten keine Ressourcen, an diesem Projekt teilzunehmen, und wir wissen nicht, wie die Situation beim nächsten Mal ist“, erklärte Siljehaug.

Ein anspruchsvoller Prozess

Auch Anders Haukedalen, Geschäftsführer bei NCC Construction, Bereich Bau, findet, dass diese Art der Ausschreibung eine zu hohe Investition erfordert. NCC war das einzige präqualifizierte Unternehmen, als die Straßenbaubehörde sich entschied, das Projekt aufgrund mangelnden Interesses zu stoppen.

„Es ist ein sehr anstrengender Prozess, und ich kann nur bestätigen, was bereits gesagt wurde: Es kostet viel mehr, als wir zurückbekommen. Doch es ist nicht in unserem Sinne wenn die Straßenbaubehörde jetzt entscheidet, mehr Akteure in die Dialogphase zu integrieren. Es muss eine gewisse Chance geben, zu gewinnen. Uns sind daher 3 Akteure in der Dialogphase lieber als 5.“

Beängstigender Prozess

Albert Kr. Hæhre von Hæhre Entreprenør macht ebenfalls keinen Hehl daraus, dass diese Vertragsform ressourcenmäßig sehr herausfordernd ist. Auch Sissel Husøy von Deloitte bestätigt das. „Ich glaube, eine konkurrenzgeprägter Dialog kann beängstigend wirken, und als Beraterin sehe ich natürlich auch, dass diese Art von Prozess viele Ressourcen erfordert‟, so Husøy.

Verschiedene Erwartungen

Sowohl Torbjørn Naimak, Bereichsleiter der Region Nord bei der Straßenbaubehörde, und Projektleiter Bård Nyland meinen, dass es vielleicht Missverständnisse darüber gab, was von den Unternehmen hinsichtlich des Ressourceneinsatzes in dieser frühen Phase gefordert und erwartet wurde. Die Straßenbehörde hatte nicht erwartet, dass diese einleitende Phase mit der Erarbeitung eines Konzeptvorschlags so anspruchsvoll würde, wie die Bauunternehmen das nun beschrieben.

„Gleichzeitig will ich unterstreichen, dass eine solche Ausschreibung bedeutet, dass alle dazu beitragen müssen‟, so Naimak.

Die Straßenbaubehörde hat also nun Meinungen sowohl von Branchenorganisationen und Akteuren dazu erhalten, warum das Interesse an dem Straßenbauprojekt so gering war. Torbjørn Naimak machte keinen Hehl daraus, dass das geringe Interesse ein Schock war, nicht zuletzt deshalb, da die Behörde die ganze Zeit über starke Signale bekommen hatte, dass diese Form der Ausschreibung etwas sei, das die Bauunternehmen sich wünschten.

„Es war ein Rückschlag, als wir sahen, dass das Interesse so gering war. Aber ich war wieder zuversichtlicher nach einem Treffen mit den Branchenverbänden, die das Modell positiv fanden. Wir sind auch zufrieden mit den Erklärungen der Unternehmen. Wir hoffen, dass wir jetzt so schnell wie möglich mit einer neuen Präqualifikation starten können, und dass die beiden, die in der ersten Runde dabei waren, sowie einige andere sich beteiligen.‟

Veränderungen notwendig

Neben der Verdoppelung der „losers fess‟ hat die Behörde festgelegt, dass die gesamten Ausschreibungsunterlagen so angelegt werden sollen, dass die Unternehmen gleich mehr Informationen zum Projekt erhalten. Außerdem sollen für die Betriebsphase von 15 Jahren die Anforderungen gesenkt werden. „Wir sind immer noch offen für Anregungen und Anmerkungen dazu‟, unterstrich Naimak.

Quelle: Bygg.no

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert