Vorstandsvorsitzender Frode Nilsen des norwegischen Baukonzerns LNS weiß genau, mit welchen Maßnahmen im norwegischen Bausektor eine „faire‟ Konkurrenz schafft.

Die Internationalisierung der norwegischen Baubranche war Thema, als der norwegische Verband für Felssprengtechnik NFF am Montag Nachmittag mehrere Branchenakteure zu einem internationalen Forum einludt. Frode Nilsen, Vorstandsvorsitzender bei LNS und Leiter des internationalen Komittees bei NFF sorgt sich wie viele andere um die Zukunft des norwegischen Bauarbeiters.

„Sind wir auf dem richtigen Weg, oder haben wir eine Entwicklung angestoßen, die zu schnell geschieht? Sind wir dabei, die Kontrolle zu verlieren?‟ fragte Nilsen bei seiner Eröffnungsrede. Seiner Meinung nach kümmern sich norwegische Bauherren und Behörden nicht genug darum, was mit der Branche passiert. Er wies u.a. darauf hin, die Problematik des Sozialdumpings werde nicht genügend berücksichtig.

„Wir müssen die Entwicklung wieder unter Kontrolle bringen, und wir müssen dafür Sorgen, dass alle die gleichen Wettbewerbsbedingungen haben‟, erklärte er.

Den Mindestlohn erhöhen

Frode Nilsen äußerte deutlich, welche Maßnahmen seiner Meinung nach angebracht seien, sollen norwegische Bauunternehmen mit norwegischen Arbeitern zukünftig gegen ausländische Arbeitskräfte konkurrieren können. „Das können wir erreichen, wenn wir den Mindestlohn von 182 NOK (21,97 EUR) auf 300 NOK (36,21 EUR) anheben. Beteiligt Euch daran, dies so schnell wie möglich zu ändern‟, so der engagierte Redner.

Andere Jobs attraktiver

Auch Svein Johansen des Norwegischen Arbeiterverbandes fürchtet, dass der norwegische Bauarbeiter mehr und mehr verschwindet. Er glaubt, der Preisdruck und die veränderten Arbeitsbedingungen machen die Baubranche weniger attraktiv. „Wir dürfen nicht vergessen, den stolzen Bauarbeiter zu wahren. Ich befürchte, dass er langsam aber sicher andere Jobs suchen wird‟, so Johansen.

Kein Grund für Schwarzmalerei

 

Björn Erik Selnes von der norwegischen Straßenbaubehörde sieht dagegen keinen Grund dafür, die Situation in der norwegischen Baubranche schwarzzumalen. Seiner Meinung nach gibt es gute Beispiele dafür, dass norwegische Bauunternehmer wettbewerbsfähig sind.

 

„Wir müssen die Stärke der norwegischen Fachkompetenz nutzen. Nehmen Sie z.B. Hæhre beim Dovrebanen-Projekt. Sie waren gut vorbereitet, konnten schnell beginnen, sie haben den Menschen auf der Baustelle Eigenständigkeit und Verantwortung eingeräumt, und es gab kurze Kommunikationswege. Natürlich nehmen wir die Sorgen, die Sie äußern, ernst, aber ich glaube, wir haben einen Konkurrenzvorsprung, wenn wir die norwegische Fachkompetenz und die Stärken, die darin liegen, nutzen‟, erklärte Selnes.

Glaube an multikulturelle Kompetenz

Petter A. Vistnes, Vorstandsvorsitzender der Implenia Norge AS, war zu dem Internationalen Forum eingeladen worden, um darüber zu sprechen, wie es Implenia gelungen ist, in Norwegen Fuß zu fassen. Vistnes erklärte, das Management vor Ort sei wichtig gewesen für Implenias Entwicklung am norwegischen Markt, aber er machte auch keinen Hehl daraus, dass sie bei den Projekten auf multikulturelle Kompetenz setzen. „Geordnete Verhältnisse und gleiche Wettbewerbsbedingungen sind wichtig, aber nicht nur in Norwegen gibt es gute Bauarbeiter. Ich denke nicht, dass wir es schaffen werden, in Norwegen für alle unsere Aufgaben Mitarbeiter zu finden. Daher stellen wir zusätzlich Mitarbeiter aus dem Ausland an und integrieren sie in unsere Gesellschaften‟, so Vistnes.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert