Wie der Regierungswechsel in Schweden die Baubranche beeinflussen wird, darüber kann man derzeit noch keine Prognose abgeben. Laut Björn Wellhagen, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik des Branchenverbadnes Sveriges Byggindustrier, ist es ein positives Zeichen für die Branche, dass beide politischen Lager Wohnungsbau- und Infrastrukturfragen in den letzten beiden Monaten so intensiv diskutiert haben.

Die unsicherere parlamentarische Lage macht es derzeit schwer zu analysieren, wie das Wahlergebnis in Schweden die Baubranche beeinflusst.

„Wir müssen abwarten. Wenn wir erstmal eine Regierung haben, lässt sich sicher leichter analysieren, wie diese den Wohnungsbau und die Infrastrukturinvestitionen beeinflussen wird‟, so Wellhagen. Von Bedeutung sei aber sicher, dass die Fragestellungen der Branche für beide politischen Lager im Wahlkampf thematisiert wurden. „Beide Seiten haben diese Themen in den letzten Monaten heftig diskutiert. Das lässt uns für die Branche und für die Gesellschaft im Ganzen hoffen.‟

Vor der Wahl stellten sowohl die Allianz als auch die Sozialdemokraten große Infrastruktur- und Wohnungsbauinvestitionspakete vor. Auch für die Linkspartei und die Umweltpartei haben diese Fragen Priorität. Im rot-grünen Lager liegt der Fokus im Wohnungsbau vor allem auf kleineren Wohnungen und niedrigeren Mieten. Die Sozialdemokraten stellen sich beispielsweise einen „Bonus‟ von 1 Mrd. SEK (109 Mio. EUR) für den Bau kleiner Wohnungen vor. Weitere 1 Mrd. SEK sollen die Kommunen bekommen, die sich dem Bau von Wohnungen annehmen. Die Umweltpartei plant einen Zuschuss von 2.800 SEK (rund 300 EUR) pro Quadratmeter für Studentenwohnungen.

Björn Wellhagen erklärt: „ Es sind noch viele Fragen ungeklärt, wie diese Investitionen finanziert werden sollen.‟ Die Sozialdemokraten wollen den Bau von Kleinwohnungen mit 1 Mrd. SEK bezuschussen. „Wenn es früher solche Zuschüsse gab, handelte es sich um etwa 120.000 bis 300.000 SEK (13.000-32.000 EUR) pro Wohnung. 1 Mrd. reicht also für 300-500 Wohnungen pro Jahr.‟

In Sachen Infrastruktur sind die rot-grünen Parteien sich einig darüber, dass sowohl der Eisenbahnausbau als auch der Unterhalt vorhandener Strecken höchste Priorität hat. Aber es gibt Schwierigkeiten, u.a. mit der Umweltpartei und der Linkspartei, die deutlich gemacht haben, dass sie das Groß-Projekt "Umfahrung Stockholm" stoppen wollen. In Stockholm, wo es auch einen Machtwechsel geben wird, stellt sich die Frage, was mit dem Flughafen Bromma geschehen soll. Die Umweltpartei möchte dort Wohnungen bauen, doch der Vorsitzende der Sozialdemokraten Stefan Löfvén will an dem aktuellen Vertrag, der noch bis 2038 läuft, festhalten.

Mit den rechtsgerichten Schwedendemokraten als starkes Zünglein an der Waage im schwedischen Reichstag werden die Möglichkeiten für Stefan Löfvéns Politik schlechter. „Eine schwache Regierung ist nie gut für ein Land, aber da in puncto Baufragen große Einigkeit zwischen der Regierung und der Opposition herrscht, denke ich, dass alle versuchen werden, Investitionen in diesem Bereich durchzusetzen‟, so Björn Wellhagen.

Quelle: Byggindustrin.se
Bild: Rosie Alm

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