Der Fokus der dänischen Regierung auf flexiblere Ausschreibungsformen in der kürzlich vorgelegten baupolitischen Strategie stößt in der Branche nicht nur auf Gegenliebe.

In der dänischen Baubranche ist man geteilter Meinung, was den Bedarf an flexibleren Ausschreibungsformen angeht. Dieser Punkt war ein wichtiger der Teil der baupolitischen Strategie, die die dänische Regierung letzte Woche vorgelegt hat. Danach soll Klima-, Energie- und Bauminister Rasmus Helveg Petersen eine Reihe von Testprojekten zu flexibleren Ausschreibungsformen auswählen und ausprobieren. Durch die Testprojekte will man Erfahrungen sammeln, damit das Bauen für den Staat, die Regionen und Kommunen billiger und innovativer wird.

John Sommer, Vertriebsleiter im Bauunternehmen MT Højgaard, Torben Bjørk Nielsen, Geschäftsführer des Bauunternehmens Hoffmann A/S und Dennis Eskildsen, Malermeister, haben eine positive Meinung von der Initiative der Regierung. „Wir brauchen dringend flexiblere Ausschreibungsformen. Früher war das Bauen einfacher. Es gab weniger Baumaterialien und weniger Fokus auf Raumklima und Energieverbrauch. Heute ist das Bauen komplexer und erfordert daher in hohem Maße intensiven Dialog und eine frühzeitige Zusammenarbeit. Eine frühe Zusammenarbeit ist normalerweise besser für den Bau ‒ und oft auch für den Preis, weil man während des Projektes nicht auf Überraschungen stößt‟, so John Sommer. Er ergänzt: „Wir haben einige Beispiele gesehen, wo man bei großen Krankenhausbauprojekten neu projektieren musste, und das bedeutet immer zusätzliche Beraterstunden und negative Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit des Projektes. Das hätte sich vermeiden lassen können, wenn die Ausschreibungslösungen flexibler gewesen wären.

Höhere Qualität

Auch Torben Bjørk Nielsen betont die Bedeutung frühzeitiger Einbindung für Preis und Qualität. „Wird der Auftragnehmer erst spät in den Prozess mit eingebunden, profitiert man auch nicht von dem Know-how, das er hätte mitbringen können. Ein Know-how, das hätte ermöglichen können, bessere und billigere Bauten zu schaffen. Flexible Ausschreibungsformen sind eine gute Idee. So gibt es höhere Qualität, weniger Konflikte und schnelleren und besseren Bau fürs Geld.‟

Dennis Eskildsen stimmt zu: „Wir bieten auf regionale und kommunale Ausschreibungen, und die sind manchmal ziemlich unflexibel. Man kann aufgrund von Kleinigkeiten abgelehnt werden, und in den Angeboten werden keine Vorbehalte akzeptiert. Es kommt auch vor, dass wir uns nicht einig darüber sind, wie die Ausführung aussehen soll oder wie der Preis zu dem passt, was machbar ist. Oft sind die Ausschreibungen nachlässig und offensichtlich durch Finanzleute und nicht durch Menschen mit Fachwissen erstellt. Es ist heutzutage schon beinahe eine Wissenschaft, öffentliche Projekte auszuschreiben.‟

Unterschiede zwischen Groß und Klein

Martin Rosborg, Inhaber des Elektroinstallateurbetriebes Rosborg ist im Gegensatz zu John Sommer, Torben Bjørk Nielsen und Dennis Eskildsen nicht der Meinung, dass flexiblere Ausschreibungsformen erforderlich sind. „Nur große Haupt- und Generalunternehmer fragen nach so etwas, nicht wir kleinen. Der Weg, den die Regierung da geht, ist falsch. Die Ausschreibungen sind heutzutage zu flexibel und müssen gestrafft werden. Die Regelungen sollten klarer und einfacher sein, sodass sie nicht falsch ausgelegt werden können. Der öffentliche Sektor bemängelt, dass es zu wenige Anbieter gibt, aber es ist doch einleuchtend, dass die Firmen mehr Zeit brauchen, um die Preise zu berechnen, die dann aber auf unseriöser Grundlage bewertet werden.‟

Quelle: Licitationen.dk

 

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