Das komplizierte Eisenbahnprojekt "Citybanan" (Citybahn) unter Schwedens Hauptstadt geht in die zweite Halbzeit. Letzte Woche konnte bestaunt werden, wie weit man an der Station Odenplan bereits gekommen ist.

Die Citybahn durch Stockholm kommt gut voran. 99,9 Prozent des Felsens sind herausgesprengt, 77 Prozent der Betongüsse durchgeführt, die schweren Anlagenarbeiten nähern sich also der Fertigstellung. 75 Prozent der Gelder sind bereits ausgegeben. Nun stehen noch rund 15 Baulose aus, darunter u.a. die Schienenverlegung und verschiedene Installationen.

Bisher ist das meiste glatt verlaufen. Das Projekt hält den Budget- und Zeitplan. Doch in einem Bereich muss das Projekt Citybahn bereits ein düsteres Fazit ziehen. Seit 2006 sind bei den Arbeiten schon fünf Personen verunglückt.

„Das ist furchtbar. Keiner der Unfälle ist beim Tunnelvortrieb geschehen, sondern an der Oberfläche. Wir arbeiten hart an der Sicherheit. Jetzt zeigt sich eine positive Entwicklung, aber wir müssen jeden Tag auf der Hut sein‟, so Kjell-Åke Averstad, Projektleiter bei der Verkehrsbehörde.

Die Citybahn ist ein kompliziertes Projekt. Mitten in der Stadt zu bauen, das bedeutet hohe Anforderungen an Lärm und Vibrationen. Und man riskiert permanent Einstürze. Unter dem Söderström liegt der Fels so tief, dass ein Senktunnel aus drei verschiedenen Teilen als die beste Alternative erschien.

„Wir müssen vieles berücksichtigen, sowohl über als auch unter der Erde“, erklärt Kjell-Åke Averstad.

Im Moment ist man dabei, mehrere kulturhistorische Gebäude zu besichtigen, u.a. die Vasa-Kirche, die direkt über dem Tunnel steht, in denen wir gerade gefahren sind.

Mit dem Auto sind wir vom Arbeitstunnel an der Norra Stationsgatan hinunter bis zur neuen Station Odenplan gefahren. Der Verkehr hier ist stärker als auf dem Essingeleden an einem Freitag Nachmittag. Blinkende Warnleuchten, rückwärtsfahrende Beton-LKW, Abgase und ein Gewimmel an Arbeitern. Man muss ständig aufpassen, was um einen herum geschieht.

„Wenn man so etwas mag, ist das hier ein toller Arbeitsplatz. Das hier ist eigentlich die einzige Durchfahrt ‒ die Nabelschnur ‒ in diesem Bereich des Teilprojekts‟, erzählt Pet Lunde, Bauprojektleiter für die nördlichen Teile des Projektes.

Der Tunnel in diesem Teilprojekt 2 km lang. Hier sollen nach und nach 2 Gleise verlegt werden. Parallel dazu verläuft einen Zufahrtstunnel. Es gibt auch einen Blindtunnel, indem man später weitere Gleise verlegen kann, wenn dies erforderlich ist.

Insgesamt wurden etwa 4,3 Mio. t Erdmassen aus dem Berg ausgeschachtet, um für die Citybahn Platz zu schaffen. Das entspricht etwa 10-15 % von dem, was in der Provinz Stockholm im Laufe eines Jahres verwendet wird.

„Hier im Norden geht es maximal 30 m unter die Oberfläche. An anderen Stellen liegt der Tunnel gut 45 m tief. Die Passage unter der U-Bahn der blauen Linie hat dies verursacht“, so Per Lunde.

Seiner Meinung nach war die größte Herausforderung in diesem Projekt, die Logistik ans laufen zu bekommen und Arbeitsbedingungen und Einflüüse auf die Umgebung, z. B. auf Kirchen, abzusichern.

Die Station Bodenplan erhält 2 Ausgänge, einen zum Vanadisvägen und einen mitten auf dem Odenplan. Die Station liegt 35 m unter der Erde. Daher hat man zwischen den Gleisen und der Tickethalle eine Zwischenebene eingezogen. Dies erleichtert die Logistik in der Station und wird sich im Falle einer Evakuierung als vorteilhaft erweisen. Hier wird es 2 Fahrstühle und eine Rolltreppe geben.

Auf der südlichen Zwischenebene herrscht Ruhe. Von hier aus kann man die Aktivitäten im Tunnel darunter beobachten, der mit etwas Abstand an die Gruben von Mordor aus der Herr der Ringe erinnert.

Fertigstellung 2017

Im Januar 2009 wurde mit dem Bau der Citybahn begonnen. Sie soll 2017 fertig sein. Das Budget beträgt 16,8 Milliarden SEK (ca. 2,2 Mrd. EUR). Bisher hält sich das Projekt an das Budget. Es wird gemeinsam finanziert durch den Staat, die Stadt Stockholm und den Landtag der Provinz Stockholm, wobei der Staat den größten Anteil der Kosten trägt.

Quelle: Byggindustrin.se
Bild: Holger.Ellgaard

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