Bane NOR hat die Verträge mit dem konkursbedrohten Unternehmen Condotte im Follobahn-Projekt aufgehoben und hält größere Zahlungen zurück. Die norwegische Bahnbehörde kündigt ab, es könne ein neues Vergabeverfahren geben.

„Weder der Konkursschutz, den Condotte erhalten hat, noch die Umstrukturierungspläne, die auf dem Tisch liegen, geben uns die notwendige Sicherheit. Daher haben wir beschlossen, die Verträge aufzuheben‟, erklärte Per David Borenstein, Projektleiter der Follobahn.

Doch auch wenn Bane NOR die Verträge von Condotte übernimmt, ist immer noch unklar, wie das Modell endgültig aussehen wird.

„Wir treten jetzt in die Verträge der Nachunternehmer ein, die diese mit Condotte haben. Das bedeutet, dass sie ab jetzt für uns arbeiten, und einige haben bereits ihre Arbeit wieder aufgenommen. Zusätzlich haben wir eine Gruppe eingesetzt, die prüft, wie wir weiter vorgehen wollen. Wir müssen dafür sorgen, dass das, was jetzt passiert, nicht gegen die Gesetze zu öffentlichen Anschaffungen verstößt‟, so der Einkaufsleiter für das Projekt Jan Vormeland. Man habe einen Plan A und einen Plan B, und ein erneutes Vergabeverfahren könne möglicherweise zeitnah ausgeschrieben werden. Außerdem sei man dabei, die interne Organisation so zu stärken, dass der Fortschritt des Projekts gesichert sei.

Einbehaltene Zahlungen

Vormeland bestätigte gegenüber dem norwegischen Magazin Byggeindustrin, man habe eine erhebliche Summe einbehalten, da die Arbeiten unterbrochen worden sind. „Wir bezahlen nach ausgeführten Arbeiten, vorausgesetzt, dass wir mit der Qualität und dem Fortschritt zufrieden sind‟, sagte Borenstein.

In einer Pressemeldung von Bane NOR hieß es, zentrales Interesse des Projekts sei es, den gesellschaftlichen Auftrag durch Fertigstellung der Follobahn Ende 2021 zu erfüllen, und zwar innerhalb des vorgegebenen finanziellen Rahmens und in adäquater Qualität. Hierfür würden alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen.

In den letzten sechs Monaten hatte Bane NOR das Bauunternehmen immer wieder geprüft und in Besprechungen mit der Leitung in Norwegen und Rom Maßnahmen gefordert. Am 8. Januar hatte Condotte Konkursschutz beim italienischen Gericht beantragt und bewilligt bekommen. Bane NOR hatte gefordert, dass der Fortschritt der Follobahn in der Zeit, in der Umstrukturierungen bei Condotte vorgenommen werden, nicht beeinträchtgt wird. Trotzdem waren die Arbeiten unterbrochen worden.

Borenstein betonte: „Wenn Condotte seinen Verpflichtungen gegenüber Bane NOR in zentralen Bereichen nicht nachkommt, muss Bane NOR dafür sorgen, dass das Projekt weiterläuft, und die wirtschaftlichen Auswirkungen, die durch diesen Verstoß entstehen, begrenzen. Die Aufhebung der Verträge mit Condotte ist notwendig, um dies sicherzustellen.‟

Der italienische Konzern hat bisher nicht öffentlich auf die Aufhebung reagiert. Condotte besaß zwei von fünf Totalunternehmeraufträgen im Follobahnprojekt mit einem Wert von rund 3,5 Mrd. NOK (365 Mio. EUR). Etwa 100 Nachunternehmer und Dienstleister haben Verträge mit Condotte.

Quelle: Bygg.no
Bild Per David Borenstein: Madeleine Bergheim 

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert