Mehrere hundert Fachbesucherinnen und Fachbesucher aus über 30 Ländern kamen am 17. und 18. September zur diesjährigen BIM World in Kopenhagen. Mit rund 50 Ausstellern, zahlreichen Keynotes und Panels stand die Veranstaltung im Zeichen der Digitalisierung im Bauwesen. Besonders deutlich wurde in diesem Jahr: Daten sind der Schlüssel – für nachhaltigeres Bauen, für den Einsatz künstlicher Intelligenz und für eine effizientere Planung und Umsetzung von Bauprojekten.

Daten: das ungenutzte Kapital der Branche
Ein zentrales Thema über fast alle Beiträge hinweg war die Nutzung von Daten – und insbesondere deren Potenzial, das bislang weitgehend unerschlossen bleibt. Zahlreiche Rednerinnen und Redner betonten, dass über 90 % der im Bauwesen erfassten Daten nie wiederverwendet oder weiterverarbeitet werden. Dabei liegt genau hier der größte Hebel für Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit.
Ob in der Planung, auf der Baustelle oder im späteren Betrieb: Nur wenn Informationen strukturiert, auffindbar und interoperabel sind, können sie ihren Wert entfalten. Diskutiert wurden unter anderem Herausforderungen beim Datenübergang zwischen Projektphasen, die Notwendigkeit einheitlicher Standards sowie Fragen der Datenhoheit und -sicherheit.
KI: Unterstützung für neue Lösungen
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Bauwesen. Fabian Riether von der Nemetschek Group stellte dabei klar: „KI soll Menschen nicht ersetzen, sondern ihnen helfen, Lösungen zu entwickeln, die zuvor nicht denkbar waren.“

Im Forschungsprojekt DIGIBYGG etwa wird KI genutzt, um automatisiert architektonisch korrekte 3D-Modelle zu erstellen – ein Prozess, der bislang viele Stunden manueller Arbeit erforderte. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich: Der Nutzen von KI hängt maßgeblich von der Qualität und Struktur der Daten ab, auf denen sie basiert.
Nachhaltigkeit trifft Kommunikationstalent

Besonders lebendig wurde das Thema CO₂-Bilanzierung und Nachhaltigkeit durch den Auftritt von Matthew Jackson von der Plattform ZERO Construct. Unter dem Titel „The Dirty Truth: How Much Do You Really Know About Carbon in Construction?“ brachte er die „dreckige Wahrheit“ über Emissionen im Bausektor mit einem interaktiven Quiz auf die Bühne – unterhaltsam, zugänglich und mit ernstem Kern.
ZERO Construct setzt sich für eine Transformation der Bauweise ein – mit klaren Botschaften: Bauwerke sollen als CO₂-Speicher fungieren, nicht als CO₂-Quellen, Kreislauffähigkeit muss zur Grundlage werden, und Abriss soll möglichst vermieden werden. Das begleitende Manifest ist ein Appell an die Branche, konsequent neu zu denken.
Industrialized Construction: Von Projekten zu Produkten
Ein weiterer Impuls kam von Dr. Jerker Lessing, Adjunct Professor an der Stanford University und Experte für Industrialized Construction (IC). In seinem Vortrag machte er deutlich, warum ein industrieller Ansatz im Bauen kein Zukunftsthema mehr ist, sondern notwendige Realität.
IC biete Antworten auf die Produktivitätskrise der Branche, ermögliche standardisierte Prozesse, verkürzte Bauzeiten und eine deutlich verbesserte Nachhaltigkeitsbilanz. In Skandinavien ist dieser Wandel bereits in vollem Gange – mit Plattformstrategien, Modulbau und eigenständiger industrieller Fertigung. Lessing sieht die Wahl von IC als strategische Grundsatzentscheidung, die über den langfristigen Erfolg eines Unternehmens entscheiden kann.
Schnittstellen, Übergaben, Plattformdenken
Auch in der Paneldiskussion unter Beteiligung von SWECO, der dänischen Bau- und Liegenschaftsbehörde sowie Aarhus Properties wurde deutlich: Daten müssen anschlussfähig sein. Nur so können sie in Betrieb und Bewirtschaftung effektiv weitergenutzt werden.
„Strukturierte Datenübergabe ist keine Kür, sondern Grundvoraussetzung“, lautete der Tenor. Die Frage, wie digitale Informationen entlang des Lebenszyklus eines Gebäudes übergeben und genutzt werden können, wird immer mehr zur strategischen Kernfrage – sowohl technisch als auch organisatorisch.
Perspektiven, Plattformen, Panels

Neben den Hauptvorträgen bot die BIM World auch Einblicke in neue Plattformlösungen und kollaborative Ansätze. Insgesamt zeigte die Veranstaltung eine Branche, die zwischen Aufbruch und Umsetzung steht: Die Technologien sind vorhanden, der politische Druck wächst – doch vielerorts fehlt es noch an Strukturen, Standards und Schulung.
Fazit
Die BIM World Copenhagen 2025 hat gezeigt: Digitalisierung, künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit im Bauwesen sind keine separaten Themen – sie hängen untrennbar miteinander zusammen.
Daten standen klar im Zentrum: Ihre Qualität, Nutzbarkeit und Weitergabe entscheiden über die Zukunftsfähigkeit von Projekten. Wer heute in Datenmanagement, Industrialized Construction und AI-getriebene Plattformstrategien investiert, baut nicht nur effizienter, sondern verantwortungsvoller und zukunftssicher.