Ein 23 Kilometer langer Tunnel – oder zwei Tunnel mit einer Gesamtlänge von 26 Kilometern – könnte das bislang größte Infrastrukturprojekt in der Geschichte der Färöer werden.
Sollte ein geplanter Tunnel zwischen Sandoy und Suðuroy mit einer Länge von rund 23 Kilometern Wirklichkeit werden, könnten künftig 99 Prozent der Bevölkerung der Färöer-Inseln mit dem Auto zueinander gelangen. Eine ambitionierte Vorstellung – bedenkt man, dass es sich bei den Färöern um einen Inselstaat mitten im Atlantik handelt.
Tatsächlich verfügt das Land bereits über rund 30 Tunnel mit einer Gesamtlänge von etwa 70 Kilometern. Vier davon verlaufen unter dem Meer. Nun ist ein fünfter Unterseetunnel in Vorbereitung – zwischen Sandoy und Suðuroy.
Vergleich mit dem bisherigen Rekordtunnel
Der bislang längste Unterseetunnel der Färöer ist der Eysturoyartunnilin, eine 11,2 Kilometer lange Verbindung zwischen Streymoy und Eysturoy. Sie wurde im Dezember 2020 für den Verkehr freigegeben. Die Tunnelanlage umfasst drei Zufahrten sowie einen unterseeischen Kreisverkehr, an dem sich die Strecke von Tórshavn in zwei Richtungen teilt. Der tiefste Punkt liegt 187 Meter unter dem Meeresspiegel.

Zwei Tunnel statt einem?
Das neue Projekt Suðuroyartunnilin befindet sich noch in der Vorbereitungsphase. Die staatliche Bau- und Infrastrukturbehörde Landsverk empfiehlt, zwei Tunnel zu bauen, da die Strecke von Sandoy nach Suðuroy sehr lang ist. Eine einzelne Verbindung hätte eine Länge von 22,8 Kilometern – aus Sicherheitsgründen gilt es als sinnvoller, zwei getrennte Tunnel zu errichten:
- Der erste Tunnel soll Sandoy mit der Insel Skúvoy verbinden und rund 9 Kilometer lang sein.
- Der zweite Tunnel würde von Skúvoy nach Suðuroy führen und eine Länge von etwa 17,2 Kilometern haben.
Die bestehende Fähre Smyril, die derzeit zwischen Tórshavn und Suðuroy verkehrt, ist in die Jahre gekommen. Da die Betriebskosten hoch sind, gilt der Bau der Unterseetunnel langfristig als wirtschaftlich sinnvoller als die Investition in eine neue Fähre. Die Gesamtkosten der Tunnelprojekte werden auf rund fünf Milliarden dänische Kronen geschätzt.
Größtes Bauprojekt der Färöer
Ein entsprechender Gesetzesvorschlag zur Planung des Tunnels wurde kürzlich zur öffentlichen Anhörung auf den Färöern freigegeben. Zuständig für die Planung ist das öffentliche Tunnelbauunternehmen P/F Suðuroyartunnilin. Die neue Verbindung könnte die heutige Fährüberfahrt von zwei Stunden deutlich verkürzen.
Die erste Lesung im Løgting, dem färöischen Parlament, ist noch vor Weihnachten vorgesehen. Eine endgültige Entscheidung über die Umsetzung des Projekts wird jedoch erst fallen, wenn die genauen Kosten vorliegen. Klar ist bereits jetzt: Sollte das Projekt realisiert werden, würde es als das größte Bauvorhaben in die Geschichte der Färöer eingehen.
Bisherige Unterseetunnel der Färöer
Seit den 1960er-Jahren werden auf den Färöern Tunnel gebaut. Ab Anfang der 2000er-Jahre kamen auch Unterseetunnel hinzu. Bislang wurden folgende vier realisiert:
- Vágatunnilin (4,9 km): verbindet Streymoy und Vágar
- Norðoyatunnilin (6,2 km): verbindet Eysturoy und Borðoy
- Eysturoyartunnilin (11,2 km): verbindet Streymoy und Eysturoy
- Sandoyartunnilin (10,8 km): verbindet Streymoy und Sandoy
Quelle: tunnil.fo