Die europäische Bauwirtschaft stabilisiert sich nach zwei Jahren des Rückgangs. Neue Konjunkturprognosen des Euroconstruct-Netzwerks zeigen für 2025 ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent und für 2026 eine deutlichere Zunahme um 2,4 Prozent. Treiber dieser Entwicklung sind verbesserte Finanzierungsbedingungen sowie eine robuste Entwicklung im Infrastrukturbereich.

Schwächste Zweijahresperiode seit der Pandemie

Laut den aktuellen Einschätzungen von Euroconstruct, zusammengefasst vom schwedischen Analyseinstitut Prognoscentret, sind die Bauinvestitionen in den 19 Mitgliedsländern im Jahr 2023 um 0,5 Prozent und 2024 um weitere 1,7 Prozent gesunken. Damit war dies die schwächste Entwicklung seit der Pandemie.

Für 2025 wird eine Trendwende erwartet. Das Bauvolumen soll um 0,3 Prozent steigen, 2026 ist ein deutlicherer Anstieg um 2,4 Prozent prognostiziert. Vor allem der Tiefbau entwickelt sich dabei zur wichtigsten Stütze der Erholung.

Gemischte wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Trotz leicht gesunkener Zinsen und rückläufiger Inflation in weiten Teilen Europas bleibt das wirtschaftliche Umfeld herausfordernd. Die Bauwirtschaft sieht sich weiterhin mit hohen Baukosten, sinkender Kaufkraft, einem schwachen privaten Investitionsklima und anhaltender makroökonomischer Unsicherheit konfrontiert. Besonders stark betroffen ist der Wohnungsbau.

Wohnungsbau bleibt größtes Wachstumshemmnis

Der Wohnungsbau bleibt die größte Bremse für das Marktwachstum. Eine echte Erholung wird erst ab dem Jahr 2027 erwartet. Auch der Renovierungsbereich im Wohnsegment schwächte sich 2024 ab und dürfte 2025 weiter zurückgehen, bevor sich die Entwicklung wieder stabilisiert. Obwohl Renovierungen weiterhin ein stabiles Niveau halten, bieten sie nicht mehr den konjunkturellen Ausgleich, wie noch in den Vorjahren mit Fokus auf Energieeffizienz.

Stabilere Entwicklung im Nichtwohnungsbau

Nach einem leichten Rückgang im Jahr 2024 wird für den Markt für Nichtwohngebäude ab 2025 wieder Wachstum erwartet – mit zunehmender Dynamik im Jahr 2026. Gleichzeitig verändert sich die Zusammensetzung der Nachfrage: Der Neubau von Büro-, Industrie- und Logistikflächen wird für 2025 nach unten korrigiert, was die schwächere konjunkturelle Entwicklung widerspiegelt. Dagegen bleiben Renovierungen das Rückgrat des Segments und sollen sowohl 2025 als auch 2026 zunehmen. Gründe sind gesetzliche Anforderungen zur Energieeffizienz sowie der Modernisierungsbedarf im öffentlichen und privaten Gebäudebestand.

Tiefbau bleibt Wachstumsmotor

Der Tiefbau entwickelt sich weiterhin stark. Bereits in den Jahren 2023 und 2024 konnte die Sparte zulegen. Für 2026 wird mit weiterem Wachstum sowohl durch neue Projekte als auch durch Sanierungen gerechnet. Bis 2028 sollen die Investitionen stabil steigen. Spätestens 2026 wird die Tiefbausparte voraussichtlich deutlich über dem Niveau von 2023 liegen – angetrieben durch Investitionen in Verkehrsinfrastruktur, Energiewende, Klimaanpassung sowie EU-geförderte Vorhaben.

Große Unterschiede zwischen den Euroconstruct-Ländern

Nur vier Länder – Irland, Polen, Schweden und das Vereinigte Königreich – dürften zwischen 2026 und 2028 eine jährliche Wachstumsrate von über 4 Prozent erreichen. Unter den größeren Volkswirtschaften zeigt Spanien mit 3,0 Prozent eine positive Perspektive. Frankreich und Deutschland liegen mit 1,7 Prozent bzw. 1,1 Prozent deutlich darunter. Italien wächst mit 0,6 Prozent nur moderat – trotz einer Aufwärtskorrektur gegenüber früheren Einschätzungen. Schlusslicht bleibt Belgien mit lediglich 0,5 Prozent Wachstum und anhaltender Stagnation.

Irland gilt als dynamischster Markt bis 2028 – dank starker öffentlicher Investitionen und stabiler Nachfrage. Polen wird ein solides mittelfristiges Wachstum prognostiziert. Auch Spanien und Portugal profitieren von einer breiten Erholung im Hoch- und Tiefbau. Im Gegensatz dazu kämpfen Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien weiterhin mit geringer Wohnraumnachfrage, hohen Baukosten und eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten.

Strukturwandel: Neubau und Infrastruktur gewinnen an Bedeutung

Ein zentrales Ergebnis der Novemberprognose ist der strukturelle Wandel in der Wachstumsdynamik. Ab 2025 werden der Neubau und der Infrastruktursektor zu den wichtigsten Wachstumstreibern. Renovierungen verbleiben zwar auf stabilem Niveau, verlieren jedoch an Bedeutung aufgrund von Sparmaßnahmen und sinkenden Förderprogrammen. Die gesamte Bauproduktion wird das Niveau von 2023 voraussichtlich erst im Jahr 2027 wieder übersteigen. Die Erholung verläuft jedoch ungleichmäßig und bleibt anfällig für wirtschaftliche Unsicherheiten.

Quelle: Byggvärlden.se

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