Der geplante Stad-Schiffstunnel an der norwegischen Westküste droht zu scheitern. Die geschätzten Baukosten liegen inzwischen deutlich über dem vom norwegischen Parlament (Storting) beschlossenen Kostenrahmen. Nun muss das Projekt erneut politisch bewertet werden.
Bereits im Jahr 2021 hatte das Storting entschieden, dass das Projekt nur dann umgesetzt werden darf, wenn die Baukosten unter 5 Milliarden norwegischen Kronen bleiben (Preisstand 2021). Diese Grenze wurde nun klar überschritten.
„Es ist eine Tatsache, dass der Kostenrahmen von 2021 nicht ausreicht. In dieser Situation können wir als Direktorat den Bau nicht starten, bevor wir eine politische Klärung erhalten haben“, erklärte Einar Vik Arset, Direktor der norwegischen Küstenverwaltung Kystverket, gegenüber der Zeitung Sunnmørsposten.

Ausschreibung sprengt Budget
Drei Unternehmen haben Angebote für den Bau eingereicht, doch alle liegen deutlich über der genehmigten Maximalgrenze. Zusätzlich haben sich die Baupreise in Norwegen in den letzten Jahren stark erhöht.
Der Bau des Tunnels muss daher im Oktober im Rahmen des norwegischen Staatshaushalts erneut bewertet werden. Sollte die Regierung den Bau aufgrund der Kosten ablehnen, könnte dies das endgültige Aus für das Projekt bedeuten.
„Jetzt oder nie‟
Frank Willy Djuvik, Geschäftsführer der regionalen Entwicklungsgesellschaft Måløy Vekst, spricht offen von einer „Schicksalszeit“ für den Tunnel: „Wenn man nach all der geleisteten Arbeit keine Mittel für den Baustart im Jahr 2026 bekommt, dann wird es keinen Schiffstunnel geben. Das bedeutet: Jetzt oder nie.“
Kystverket widerspricht: Tunnel steht nicht kurz vor dem Aus
In einem weiteren Beitrag äußert sich Kystverket jedoch differenzierter und widerspricht der Darstellung, das Projekt hänge „am seidenen Faden“. Die Behörde sieht die aktuelle Situation als Teil eines normalen Planungsverlaufs bei Großprojekten dieser Art. Laut Kystverket liegt weiterhin ein klares politisches Mandat für das Projekt vor, die neue Kostenlage müsse nun transparent bewertet und politisch entschieden werden.
Quelle: Anlegg.no